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Holzapfel: Ueber Erziehung und Unterricht in Frankreich. 429
men, und das hat einen Mann aus mir gemacht.““ (Hört’s, beson-
ders in Teutschland!) — (S. 282.)
Bisweilen werden auch heitere Züge in die meistens ernste
Darstellung eingeschaltet, so der novellenartige Bericht des Barons
Rothschild (1834, Cap. 21) über sein Leben und seine Aben-
theuer. „Meine ersten Erfolge, lautete ein Bekenntniss, dreheten
sich alle um dieselbe Maxime. Ich sagte, was ein Anderer thun
kann, das kann ich ebenfalls tliun, folglich bin ich im Stande, es
mit jenem Engländer aufzunehmen und mit jedem Andern dazu!“ —■
Einem Sohne Buxtons, rieth der kluge Geschäftsmann, sich nur einer
Sache zu widmen, und zwar der Brauerei des Vaters. „Wollen Sie
aber zu gleicher Zeit ein Brauer, und ein Banquier, und ein Kauf-
mann, und ein Fabrikant sein, so wird man bald Ihr Ende in den
Zeitungen lesen.... Einer meiner Nachbarn (in Frankfurt?) ist ein
sehr böser Mann; er thut alles Mögliche, um mich zu ärgern; so
hat er einen grossen Schweincsta’l gerade an eine Stelle hinbauen
lassen, bei der ich alle Tage dicht vorüber muss. Wenn ich nun
ausgehe, so höre ich allemal zuerst — niek, niek, nurk, nurk! aber
das genirt mich nicht; — ich bin stets guter Laune. Zuweilen gebe
ich, um mich zu amüsiren, einem Bettler auf der Strasse ein Gold-
stück. Er denkt, ich habe mich vergriffen, und läuft nun davon,
als wenn ihm der Kopf brennte, um über alle Berge zu sein, wenn
ich hinter den vermeinten Irrthum komme. Ich ralhe Ihnen, geben
Sie zuweilen einem Bettler ein Goldstück, — es ist zu amüsant“ etc.
— Man sieht, wie verschieden die Quellen der Mildthätigkeit sind
und doch am Ende, wenn sie nur ein Ergehn iss haben, friedlich
neben einander bestehen können.

Mittheilungen über Erziehung und Unterricht in Frankreich. Von
Dr. Holzapfel, Direct. der höhern Gewerb- und Handelsschule
zu Magdeburg. IV. 215. 8. Magdeburg bei Baensch. 1853.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass für die richtige, gegenseitige
Würdigung der Völker kein Faktor unentbehrlicher und lehrreicher
ist als der pädagogische. Denn in ihm treten die meisten, ver-
borgenen Hebel der äussern Erscheinungen hervor, die Psychologie
der Thalsachen. Mit wachsendem Eifer theilt man der Lesewelt die
Entdeckungen, Fortschritte und Methoden auf dem technisch-
industriellen Felde mit, setzt Preise für Färbestoffe, chemische
Dinten und ähnliches aus, lebt in ängstlicher Conkurrenz für die
Kunde der Stoffe und ihrer Verarbeitung, bessert an der Schaf-,
Pferde- und Stierzucht. Natürlich; denn Gewinn und Schaden, nach
Procenten berechenbar, liegen da auf offener Hand. Anders verhält
es sich mit der Erziehung und dem Unterricht; die Früchte für das
Gute und Böse reifen hier langsamer, unscheinbarer. Die verglei-
chende oder komparative Pädagogik ist desshalb auch noch sehr
 
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