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Felder, Ekkehard [Hrsg.]; Bär, Jochen A. [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Sprache — Berlin, Heidelberg, 53.2009

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Felder, Ekkehard: Einführende Bemerkungen zur Sprache
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https://doi.org/10.11588/diglit.11275#0014
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Einfuhrende Bemerkungen zur Sprache

EKKEHARD FELDER

Fangen wir mit etwas ganz Grundsatzlichem an - mit der Liebe. Die Liebe
zwischen Menschen, die Liebe zur eigenen oder zu einer nicht mehr fremden
Kultur, die Liebe zu einer Stadt, Region oder einem Land, die Liebe zur Musik,
Kunst, Literatur oder vielem anderem mehr und letztlich - besonders wichtig
- die Liebe zur Sprache.

Liebe - ob platonisch, korperlich oder wie auch immer geartet - ist auch
Gegenstand kulturanthropologischer, geistesgeschichtlicher, literarischer, psy-
chologischer usw. Thematisierungen. Was hat aber die Liebe bzw. das Erleben
der Liebe mit Sprache zu tun?

Ein GroEteil unserer Erfahrung und unseres Wissens basiert einerseits auf
dem unmittelbaren primaren Erleben von Gefuhlen, Lebenssituationen und
Phanomenen dieser Art. Auf der anderen Seite haben wir beim Sprechen und
Schreiben sowie beim Zuhoren und Lesen - z. B. iiber die Liebe - gelernt, un-
sere diesbeziiglichen Erfahrungs- und Wissensbestande in der Interaktions-
und Kommunikationspraxis mit diversen Formen des Lexems Liebe oder sy-
nonym eingeschatzter Worter auszudriicken. Wir verweisen auf Sachverhalte
dieses Themenspektrums mit entsprechenden Wortformen (sog. tokens wie
lieb, lieblich, Liebender etc.) in Bezug auf den sog. type Liebe (Type-Token-
Relation). Fur den Bereich der Liebe wie fur jeden anderen Ausschnitt der
Lebenswirklichkeit gilt: Ein grofier Teil unseres individuellen Wissens griindet
nicht nur auf eigenen Erfahrungen, sondern vielmehr auch auf der Rezeption
und Produktion von Sprachzeichen, wie sie sich in mtindlichen und schriftli-
chen Aufierungen manifestieren.

Dabei ist Folgendes zu bedenken: Einzelne Sachverhalte verarbeiten wir
Menschen nicht hermetisch isoliert, sondern stets verkniipft mit anderen Sach-
verhalten - quasi im Kontext von Wissens- und Sachverhaltsverkniipfungen
(Wissensrahmen, Wissensnetzen). Auf der sprachlichen Ausdrucksseite lassen
sich Indizien und Indikatoren fur die mentale Anordnungspraxis finden, wenn
man sich mit dem Perspektivierungspotential im Bereich der Lexik, der Verwei-
sungszeichen (Deiktika, Pronomina und Artikel), der Verknupfungsmittel (z. B.
Konjunktionen, Prapositionen, Adverbien) sowie der grammatischen Grund-
 
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