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XI. Hausgeschichten

Die Dausentwicklung
bis zum Stadtbrand von 1540
Stefan Teuber und Andreas Heege
Der Stadtbrand von 1540 vernichtete mit Ausnahme der Kirchen den mittelalter-
lichen Baubestand Einbecks. Größe, Struktur und Bautechnik der Häuser der
vorhergehenden Jahrhunderte lassen sich daher nur mit Hilfe archäologischer
Ausgrabungen rekonstruieren. Die bislang aufgedeckten Gebäudegrundrisse
vermitteln einen ersten Eindruck, der vor allem aufgrund des Fehlens von Unter-
suchungen an den Hauptstraßen der Altstadt und auf Hausparzellen der Neustadt
unvollständig sein dürfte. Gleichwohl lassen sich erste Entwicklungslinien erkennen,
die z.T. deutlich von den Hausbefunden benachbarter mittelalterlicher Städte
abweichen.
Der älteste Nachweis für Fachwerkbauten in Einbeck (um/nach 1225d) ist in Form
sekundär verbauter Hölzer überliefert, die für die Reparatur der Brücke vor dem
Altendorfer Tor Verwendung fanden (334). Der Eichenständer zeigt eine Aussparung
(Blattsasse) für ein nicht mehr vorhandenes, angeblattetes schräges Verbindungsholz
(Kopfband oder Strebe) sowie zwei gebohrte Löcher für die sichernden Holznägel.
1. Die Häuser am Petersilienwasser
Zwischen 1996 und 2000 mußte am Petersilienwasser im Rahmen der Altstadt-
sanierung ein ca. 2000 qm großes Areal in mehreren Teilflächen archäologisch
untersucht werden (Einbeck 185). Es umfaßte die Hinterhofbebauung der Wolper-
straße, die Häuserzeile Petersilienwasser Nr. 1-15 und den nördlich davon gelegenen
Bereich „Auf dem Zehnthof“. Da die Auswertung noch nicht abgeschlossen ist,
konzentriert sich die folgende Darstellung auf die Häuserzeile am Petersilienwasser.
Ergänzend konnten die Untersuchungen auf der Parzelle Hohe Münsterstraße 24
bzw. Petersilienwasser Nr. 12a, b (Einbeck 197) sowie auf dem weiter nordwestlich
gelegenen Grundstück Münsterstraße 41 (Einbeck 221) einbezogen werden. Mit
Hilfe von fünf Phasenplänen sollen die am Petersilienwasser errichteten Haustypen
und ihre allmähliche Weiterentwicklung zwischen ca. 1250 und 1540 erläutert
werden. Anschließend wird kurz auf die Befunde des Zehnthofes und die dortige
Budenreihe eingegangen, sowie die Hausbefunde und Keller im Bereich der
Knochenhauerstraße (Einbeck 186, 190, 205, 207) bzw. des Breiten Steins
(Einbeck 219) vorgestellt.
Bebauungsphase 1: Die Häuser am Petersilienwasser kurz nach 1250 (335)
Das Ausgrabungsareal liegt in der Aue des ehemaligen Krummen Wassers (vgl. 13).
Dies dürfte der Grund für das fast vollständige Fehlen von Kellern während aller
Bebauungsphasen sein. Die Zuschüttung der Aue zur Vorbereitung und Gewinnung
von Bauland begann in der Mitte des 13. Jh.s mit bis zu 0,50 m mächtigen Mist-
und Lößlehmschichten. Gleichzeitig wurden auf den späteren Parzellen Petersilien-
wasser 1-5 mehrere Gruben ausgehoben. Aufgrund ihrer Verfüllung mit Lohe
(gemahlener Eichenrinde) können sie einem Gerbereibetrieb zugeordnet werden.
Zugehörige Werkstattgebäude konnten nicht erkannt werden. Im Norden markiert
ein Gräbchen die bis in die heutige Zeit kontinuierlich bestehende Parzellengrenze.
Es entwässerte in den erstmals zwischen 1253 -2/+8d und 1261 -6/+8d mit
Flechtwerk kanalisierten Petersilienwassergraben.
Nördlich folgte das älteste, traufenständige Haus A am Petersilienwasser. Es
konnte auf 1268 ± 1 d datiert werden, ln einer einheitlichen Bauphase umfaßte es
vier spätere Grundstücksparzellen (Petersilienwasser Nr. 7-11). Es hatte eine

334 Altendorfer Tor, Einbecks ältestes
Fachwerkbauholz, um/nach 1225d (Einbeck 165).


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