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Heyne, Christian Gottlob ; Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm
Homer nach Antiken gezeichnet — Göttingen, 1801

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https://doi.org/10.11588/diglit.857#0037

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denn diese lautet so: Paris wird beym Me-
nelaus zu Sparta bewirthet; Menelaus rei-
set nach Creta, empfielirt seinen Gast der He-
lena; diese wird von Paris zur Flucht über-
redet. Allein bey den Alten ist mehr als eine
Art der Erzählung bekannt gewesen. Man
mufs sich diefs daher erklären: so viele Dich-
ter hatten den Helenenraub erzählt, und,
jeder auf eigne Weise, mit Nebendingen und
Umständen ausgeschmückt; nun kamen die
Vorstellungen auf dem Theater hinzu, wel-
che natürlicher Weise mehrere Abänderun-
gen erforderten, damit sich alles zur tragi-
schen Handlung, wie sie die Bühne erfor-
dert, schickte; die Künstler haben wiederum
ihrerseits die Freyheit, eine Handlung so zu
stellen und anzuordnen, dafs die Darstellung
malerisch schön ausfällt. Hier ist der Ort
nicht, alle die Verschiedenheiten anzufüh-
ren; nur diejenige will ich beybringen, wel-
che uns dem Kunstwerk näher führt. He-
lena verrichtete ein Opfer am Ufer des Mee-
res, nicht weit von dem Orte, wo die Ge-
fährten des Paris ihr Schilf ans Land gezo-
gen hatten. Hier wird sie von den Troja-
nern überfallen und ans Schiff zum Paris ge-
bracht. In diesem Sinn ist auch unser Kunst-
werk gearbeitet *)•

/

') Auch in dieser Erzählung finden sich Verschiedenheiten. Nach Einigen brachte
sie das Opfer an der Küste von Laconica dem Bacchus und fter Ino; beyde Gottheiten
waren den Spartanern nicht fremd; nach Andern sahen sich Paris und Helena zuerst auf
der Insel Cythera, dem laconischen Gebiete gegen über, wohin Helena gegangen war, im
 
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