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EINLEITUNG

Im Jahr 1885 erwarb ich in Srinagar eine Sarada-Handschrift von
Vallabhadeva’s Kommentar zu Magha’s Sisupalavadha1. Als sich im
Jahr 1903 mein sehnlichster Wunsch erfiillte, dauernd nach dem damals
noch gliicklichen Vaterlande zuriickkehren zu kbnnen, fand ich die
Mufie, eine vollstandige Abschrift dieses Kommentars anzufertigen.
Hieran schloh sich allmahlich eine moglichst getreue und keiner
Schwierigkeit aus dem Wege gehende deutsche Ubersetzung des
Textes, die ich meinen Hdrern am Schlusse der Erklarung jedes
einzelnen Verses zu diktieren pflegte. Obwohl sich fur Unterrichts-
zwecke und Selbststudium eigentlich nur die ersten zwblf der zwanzig
Gesange eignen, fiigte ich der Vollstandigkeit halber auch die letzten
acht Gesange hinzu, deren heroische und iibernaturliche Schilderungen
unserem Geschmacke weniger entsprechen. Der neunzehnte Gesang
besteht zum Teil aus kindischen Sprachkunststiicken und tritt dadurch
in schroffen Gegensatz zu dem sechsten Gesange, in welchem der
Dichter zarte Empfindung mit sufiern Wohlklang zu verbinden wufite.
Diese entztickenden Verse waren einer Ubertragung durch Riickert
wiirdig gewesen. Vielleicht versucht ein Dichter wie Hans Lindach
(Hermann Weller), sie metrisch zu paraphrasieren, wie dies der letztere
mit den Strophen des Amarusatakam getan hat. Die gegenwartige
Ubersetzung macht keinen Anspruch auf sprachliche Glatte, sondern
soil nur dem angehenden Sanskritisten das Verstandnis des Originals ver-
mitteln. Die nach unsern Begriffen schwerfallige Konstruktion ist daher
beibehalten und jedes zu erganzende Wort in Klammern gesetzt worden.
Der Wortlaut des von Vallabhadeva kommentierten Textes unter-
scheidet sich ziemlich stark von demjenigen, welcher dem spateren
Kommentator Mallinathasuri vorlag. Der kritische Anhang enthalt
ein vollstandiges Verzeichnis der Varianten. Beim fiinfzehnten Gesange
1 Vgl. meine Ausgabe des Meghaduta, Vorwort, p. IX und Anmerkuug 9, und JRAS.
1912, p. 735 f.
 
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