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13 (no. 184). So einsichtsvoll die Besprechung
ist, welche Bernoulli Rom. Iconographie 1 S. 180
und S. 227 ff. dem sog. Germanicus zu Theil wer-
den lässt5a, so vermag ich ihm doch nicht in
Allem beizustimmen. Welcher Körner augusteischer
Zeit (vgl. dazu Loewy Gr. Bildh. Inschr. no. 344)
unter dem Bilde des Hermes von Kleomenes dar-
gestellt ist, wissen wir nicht und werden es schwer-
lich je wissen können, da die Basis mit der Weih-
inschrift verloren ist. Zweifellos ist kein irgend
bekanntes Mitglied54 des julisch-claudischen Kaiser-
hauses dargestellt, deren Porträts wir kennen'
den beliebigen vornehmen reichen Börner aber
der in der Statue verherrlicht wurde bez. sich
verherrlichen Hess, vermögen wir um so weniger
zu finden, als m. E. durchaus nicht nöthig ist,
an irgend eine gesandtschaftliche Thiltigkeit des
Dargestellten zu denken55 und dadurch die grosse
Reihe möglicherweise dargestellter vornehmer Rö-
mer zu beschränken. Man hat allerdings bisher
allgemein56 die Bewegung der rechten Hand als
rednerische Geberde, speciell als Gestus der ruhi-
gen demonstrativen Auseinandersetzung aufgefasst
— ist dies aber richtig? Mtisste denn die Rechte
nicht mehr vorgestreckt sein? ich vermag den
Gestus dieser nach der Schläfe zu gerichteten
Hand nicht als 'demonstrierend' (Friederichs-Wol-
ters no. 1630) anzuerkennen: mich dünkt viel-
mehr die Bewegung der Rechten ein Kachdenken,
ein Sich-sammeln, speciell ein Sich-besinnen aus-
zudrücken. Der dargestellte Römer will nicht

53) Rayet's Monuments de l'artantique sind mir lei-
der nicht zugänglich noch zugänglich gewesen.

54) Kavaisson's Meinung, dass Caesar dargestellt sei,
scheint mir doch durch die schönen flaminischen Miinztypen
herzlich wenig begünstigt zu werden: man vergl. nur Ber-
noulli a. a. 0. Taf. XXI und Münztafel III 53—56!

55) [Vgl. auch Friederichs-Wolters S. 615U].

56) Mit Ausnahme von Clarac Statue de Venus Vic-
trix etc. p. 57 ss, dessen ganz verfehlte Deutung aber ohne
Zustimmung geblieben ist.

etwas darlegen, sondern vielmehr nachdenklich
etwas ins Gedächtniss zurückrufen; nicht als Gott
der Rede (Xöyiog sermouis dator) ist er gebildet,
sondern als Gott des Sinnens57 und des Schwei-
gens5S, wozu ausser dem geschlossenen (sie) Munde
auch die mitdargestellte Schildkröte als ov/ißoXov
rrjg öiomfjg besonders gut passt. Warum sich der
Römer so darstellen Hess, entzieht sich uns gänz-
lich; Kleomenes wählte den Typus jedenfalls auf
Befehl und Bestellung. Der Heroldstab in der
Linken tnuss den herabfallenden Mantel am Ober-
arm momentan aufgehalten haben511: darauf weist
die dortige Faltenlage, welche nur dadurch er-
klärlich wird, sowie überhaupt das ganze Mantel-
motiv nur dann erträglich ist, wenn der Stab
nach oben gerichtet gewesen ist und die Chla-
mys am völligen Heruntergleiten hindert. Wenn
dies an der Ludovisi'schen Replik anders ge-
wesen d. h. das Kervkeion nach unten gesenkt
war, wie Schreiber gewiss glaubwürdig feststellt
(Antiken der Villa Lud. no. 94), so kann ich das
nur für Verballhoruisierung des Originalmotivs
halten. Ist das aufgesetzte obere Stück des Schei-
tels antik, so war die — etwa durch einen Fehler
im Marmor veranlasste — Zusammensetzung durch
einen bronzenen Kranz verdeckt; doch wollte mir
das Stück modern scheinen.

14 (no. 186). Zum Kopf des Zeus Talley-
rand hatte mir Julius Friedländer einst erzählt,
dass der alte Schadow, dem er einen Abguss des
Kopfes zugänglich gemacht, sich mehrfach dahin
geäussert habe, der Kopf sei modernes Machwerk.
Ich will nicht leugnen, dass mir vor dem Original
der alte Schadow schliesslich Recht zu behalten

57) So(p6g- Musaeus 152; Niketas bei Studemund
Anecd. varia graeca p. 279; u. a. m.

58) Vgl. dazu Flut, de garrul. 2.

59) Vgl. ebenso Matz zur lieplik (Jolonna: Korns ant.
liildw. I no. 157.
 
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