Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
— 57 —

Ausserdem scheinen mir noch die folgenden
Bemerkungen und Beschreibungen angebracht:

59 Pinax vom Vorgebirge Kolias: abg. und
bespr. von Benndorf Gr. Sic. Vasenb. Taf. 1 S. 3 ff.
und S. 121; Schreiber Bilderati. 95, 6. Vgl. auch
Sauppe Philol. Anz. 1875 (VII) S. 253 f. — Ich
habe die Inschriften auf das Genauste copiert
und verglichen. Ausser der neuen Inschrift Oedts
in der rechten oberen Ecke bemerke ich, dass die
erste Inschrift unten rechts deutlich zeigt O • tiooa,
was nur {r(o)t[v]ooa d. i DQtjvoiaa sein kann,
wie schon Sauppe a. a. 0. erkannt hat. Das dritte
Wort unten kann in der That nur Kcoy.vrög sein
(Benudorf Anm. 10): da steht von rechts nach
links geschrieben: / 0< > TOS d. i. [xjojy.vros
Statt oiiitoL steht nur da: oi/uoi; die beiden letz-
ten Buchstaben von aötX<f.{oq) sind nur noch in
Spuren vorhanden; deutlich liest man HsOiq xqoz
jtaxQ (sie). Nichts anzufangen weiss auch ich

der Athene, wie sie in den Sagen von der Medusa, von
der Jodaina, von der Pallas noch unverkennbar zu Tage
tritt (vgl. dazu Mayer S. 100 f). Aber hätte der Gefäss-
nialer, der nach Mayer 'diese Figur selbst schuf, sie dann
nicht der Athene gegenübergestellt bez. gegenüberstellen
müssen? Eine Gegnerin der Athene dem Gigantengetümniel
hinzuzufügen und sie nicht der Athene gegenüberzustellen,
sie vielmehr von Zeus und Herakles bekämpfen zu lassen
— das wäre allerdings 'schwachsinnig'. Letzteres war
aber der Maler der Milovase ebenso wenig, als diese von
den Blitzen des olympischen Königs betäubt hintenüber-
sinkende Frauengestalt 'eine Missgeburt repräsentiert, der-
gleichen selbst auf initteliuässigeu Producten dieser Kunst-
stufe sonst nicht zu Tage gefordert werden'. Selbst auf
die Gefahr hin, mein Kunsturtheil von dem Verfasser der
'Giganten und Titanen in der antiken Sage und Kunst'
völlig verdammt zu sehen, gestehe ich, in dieser Frau
nicht nur nicht eine 'Missgeburt' der Vasenmalerei zu er-
kennen, sondern sie für einen Kleinmaler sogar trefflich
gezeichnet bez. copiert zu finden: denn schwerlich ist sie
bez. eine andere der dargestellten Figuren vom Vasen-
maler selbst erfunden (ebenso Kuhnert bei Koscher Aus-
führl. Myth. Lex. S. lüUO); vgl. die Gigantenvase aus Ta-
nagra, die mit der Milovase auf eine Vorlage zurückgeht:
abgeb. Ephem. arch. 1883, 7 (vgl. dazu Kobert in Preller's
Gr. Myth. I S. 74, 1; Farneil Journ. of hell. Stud. VI p. 137 s;

mit dem ersten Wort links oben, das von oben
nach unten und von rechts nach links geht:
llll\OV.

60 Rothfigurige Oinochoe (f. 108); vielge-
brocheu; der schwarze Firniss ist nicht sehr gleich
massig draufgemalt. — Ein Jüngling, nach links
gewendet, in Chiton und Panzer, Petasos und
hochgeschnürten Stiefeln, mit Schwert und Doppel-
lanze, steht neben seinem Pferde vor einer be-
kleideten und reichgeschmücktcn Frau, welche
mit Schale und Oinochoe naht; zwischen ihnen
ein kleiner Altar und ein hoher Lorbeerbaum, an
dem zwei Pinakes hängen, welche je mit einer
kleinen schwarzen Figur bemalt sind. Hinter der
Frau eine Zweite, welche aufmerksam den Jüng-
ling betrachtet: sie ist bekleidet und hat den
rechten Arm über den Baach gelegt, den linken aber
im Ellenbogen gegen die Schultern emporgehoben,
Die Darstellung, welche etwa als Abschied eines

Heydemann Athen. Mitth. XI S. 323 f). Ebenso verfehlt
halte ich Mayers Deutung (Amphitrite) der zweiten schwer

i zu benennenden Figur, welche hinter Aphrodite's Gespann
dem Poseidon hilft und die Adonis oder Ganymedes sein
wird, allenfalls auch wegen der örtlichen Verbindung mit

; dem Meerfürsten Pelops sein kann; alle anderen Naiuen-
gebungen, auch die neueste von Wieseler (Helios: Gött.
gel. Nachr. a. a. O.) sind irrig. Keiner der Mayer'sehen
Gründe ist stichhaltig und unanfechtbar: die Figur trägt
auf dem Haupte keine Fischhaut, sondern eine phrygische
Mütze (vgl. dazu Overbeck Sagenkr. X 5; XII 8; XXI IG;
U. a. m); ferner ist sie männlich, nicht weiblich; endlich
und vor Allem kann Amphitrite nimmer, selbst bei einem
'schwachsinnigen' Künstler, einen kurzen nicht die Kniee
erreichenden Chiton — seihst der Chiton der jungfräulichen
Arteniis scheint noch ein wenig länger zu sein — und
eine Chlamys tragen! Eher möglich ist Mayers Deutung
der beiden Göttinnen über und rechts neben der Hermes-
gruppe auf Demeter und Pcrsephone. Doch will mich
nach den Gesetzen griechischer Kunstsymbolik wahrschein-
licher und einfacher dünken, die Seeptertriigeriu als die
Königin des Olymps zu fassen: neben Hera liegt dann
aber für die andere Güttin nahe, an liebe zu denken, wenn
die attributlose kämpfende Göttin denn durchaus einen
Namen haben soll und haben muss! (Aus meiner Anzeige
des Mayerschen Luches in der Wochenschrift für class.
Philologie 1SS7 no. -J-4 S. 134SIV).
 
Annotationen