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25

Dir Illustrirte Welt.

Der Affe auf -em Dorfe.


Wenig braucht es, um ein stilles Alpendorf in Bewe- i
gung zu setzen. Bei dem näselnden Tone einer Vogelor-
gel verläßt der Familienvater seine Arbeit, die Haushälterin
ihren Holzzuber oder ihren Spinnrocken, das Kind sein
Spiel am Rand des Baches. Ein Affe ist's, der seine
Reise durch die Schweiz macht, nicht um zu sehen, sondern
um gesehen zu werden und seine Grimassen, seine Sprünge
und seine Zudringlichkeiten belustigen die guten Dorfbe-
wohner. Das Haupt der Familie, obgleich schon in dem
Alter, wo die Neugierde stumpfer geworden, hat dennoch
seine Freude an dem grotesken Reisenden; aber was ihn
weit mehr, als der Affe interessirt, ist das ängstliche Ver-
gnügen , das der kleine Enkel durch das lustige Thier hat.
Das Kind bietet dem fremden Bettler ein Almosen, aber
der Vater mußte es zuerst auf den Arm nehmen, um es
dazu zu ermuthigen. Die Augen wagt es freilich nicht dem

Thiere zuzuwenden. Der Affe, der sich an die Holzfäule
der Gallerte klammert, ergreift mit seiner schwarzen Hand
die kleine Gabe, die ihm die Freude der Eltern spendet.
Während dies auf der Gallerie vorgeht, sehen wir gegen-
über eine Großmutter ihren Enkel beschwichtigen, der sich
in ihrer Schürze zu verbergen sucht. Er weint und schreit
und ist durch nichts zu bewegen, das schreckliche Thier an-
zusehen. Gebt ihm dagegen eine Peitsche in die Hand,
so treibt er ohne zu blinzen zwanzig Ochsen auf die Waide,
und laßt ihn größer werden, so ist er ein Tell, ein Melch-
thal, ein Winkelried. Hier im Vordergründe verscheucht
ein Mädchen sogar den Hund, der über den fremden Gast auf-
gebracht ist und scheint seinen Muth dem kleinen Schwesterchen
mitzutheilen. Nach und nach drängt sich das ganze Dorf
hinzu und hat seine Freude .an dem tollen Treiben des
muntern Thieres, das an die heitern Tage des Jahrmark-
 
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