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Das Wetterhorn


Das Wetterhorn ist nicht der höchste Berg im Berner
Oberland, aber einer der rauhsten und imposantesten. Er
erhebt sich aus der Verzweigung, die vom Fmsterarhorn
nach Norden ausläuft, auf der Grenze der Distrikte von
Unterlacken und Oberhasli. „Wir bewunderten", sagt
ein Reisender, „auf dem Wege von Grindclwald nach Mey-
ringen diese gigantischen Spitzen und bestiegen die Anhöhen
des Faulhoru, von welchem aus wir mehrere Lavineu sahen,
die sich mit furchtbarem Donner in die Untiefen des Wet-
rerhorn stürzten und unwillkürlich erfaßte uns ein banges
Mitleid mit den armen Hütten, die am Fuße dieses schreck-
lichen Nachbars liegen. Aber die Bewohner derselben
kümmern sich so wenig um dieses unheimliche Donnern,
nls um das Brausen der Sturzbächc und Wasserfälle. Wir
erfuhren von unserm Führer, daß der Naturforscher Hugi
von Solothurn, welcher vor einigen Jahren das Finsterar-
hvrn, die höchste Berner Alpe, bestieg, auf der Spitze eine
sieben Fuß hohe Pyramide errichtete, auf die er eine Fahne
steckte. Wir suchten mit unser» Telescopen auf der Spitze

des Wetterhorn ein ähnliches Zeichen menschlicher Eitelkeit,
ohne jedoch ein solches entdecken zu können. Zur Beloh-
nung für unsere Anstrengung hatten wir die Freude, auf
dem Faulhorn ein gutes Wirthshaus mit drei Stockwerken
zu finden, das für das höchstgelegene Haus in Europa gilt,
da es noch 070 Fuß über dem Niveau des St. Bernhards-
Hospizes liegt."
Die Spitze des Wetterhorns ist häufig von Wolken
umschleiert, nach deren Beschaffenheit man Eturm oder
schönes Wetter prophezeit: woher auch der Name Welter-
Horn stammt. Die meisten Namen der Schweizcrberge
haben eine charakterisirende Bedeutung. Jungfrau, Fin-
sterarhorn, Wetterhorn, Schreckhorn, lauter sehr bezeich-
nende Namen: vorzüglich verdient der letzte Berg seinen
Namen durch die jähen Abhänge, an denen nur der sichere
Fuß des Gemseujägers vou Grindelwald empor zu klettern
vermag.
 
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