Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Mumenstrnns; -cs Vnn-Hnysnm.

zNumenstück von Van-Huysum (geb. zu Amsterdam 1682, gest. 1749).


Die uutcrgehcudc Sonne vergoldete die Fensterscheiben
eines kleinen Hauses am Ende einer der Vorstädte von Am-
sterdam. Auf einer Gallcrie, die mit Anemonen, Tulpen,
Rosen und Nelken geschmückt war, stand ein Mann, dessen
Rasse Züge, gekrümmte Haltung, weiße und spärliche Haare
ein frühzeiliges Hinstechen andcuteten.
Dieß war Van-Huysum, der berühmte Blumenmaler,
Rssen Bilder in den Gallerten von Spanien, der Schweiz
und der Niederlande sich durch jeue sammetartige Weichheit
und Frische, deren Geheimniß er allein besaß, auszeich-
ueten.
Vor ihm lag eine mit Farben bedeckte Palette, da
und dort ein Pinsel oder eine begonnene Skizze. Eine der-
selbeu hielt er in seiner Hand; aber seine Arbeit zu uuter-
i'rechcn gezwungen, war er in einen reichgeschnitzten Arm-

stuhl zurückgcsuukeu und überfeine erloschenen Augen senkten
sich die müden Wimper, als ein junges Mädchen am Ein-
gang der Gallerte erschien, auf ihn zueilte und ihn mit leb-
hafter Theilnahme fragte, was ihm sei.
„Nichts, nichts!" stammelte Van-Huysum, indem er
sich langsam wieder aufrichtete. „Eine leichte Schwäche;
aber cs ist schon vorüber: ich hoffte vergeblich, mich wieder
an die Arbeit machen zu können, um die seit so lang ver-
sprochenen Skizzen zu vollenden .. . Aber die Kräfte fehlen
mir!"
„Der Arzt hat meinem Pathen gesagt, daß er eben
! geduldig zuwarten müsse, bis sie wieder kämen " sagte das
junge Mädchen mit sanfter Stimme.
Van-Huysum machte eine Bewegung verzweifelnder
Ungeduld.
 
Annotationen