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Die Illustriere Welt.
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Ein klarer leuchtender Himmel, ein ruhiges, spiegel-
glattes Wasser, eine stille Wohnung in der Ferne, ein paar
stütze, die von der Waide hcimkehren, ein Hirte, der aus
grünem Rasen seiner Oboe süße Töne entlockt, eine kleine
Brücke, schattige Hügel, an deren Abhänge sich ein Dorf
schmiegt!. . . das ist das einfache Bild, das Claude Laur-
eain unserem Auge bietet und das man so vortrefflich mit
»Ländliche Ruhe" bezeichnete.
Was braucht es für den großen Meister mehr, um die
herrlichsten, dauerndsten Eindrücke auf unfern Geist zu
machen! Mit wenigen Zügen ein Stillleben, in dem wir
uns wohl fühlen, in das unsere Seele aus den Stürmen
des Lebens heraus sich so gerne hinein versenkt! —
Claude Laurrain, eigentlich Claude Gelee, damaliger
^ittc gemäß nach seiner Heimath genannt, ist 1600 von
armen Eltern im Schloß Chamagne bei Toul geboren,
lernte das Bäckerhandwcrk und ging nach Rom, wo er bei
dem Maler Tasse Farbenreibcr wurde. In dem Atelier
desselben entwickelte sich rasch seine Liebe znr Kunst. Taste
sttheilie ihm Unterricht, und er hatte bald den Meister
überflügelt: Nom, ja die ganze Welt hallte von sci-
uene Ruhme wieder. Er war der erste Landschafter seiner
^ii und repräsentirt die höchste Vollendung der Male-
fü seines Jahrhunderts. Die italienische Natur waltet
su seinen Bildern vor, sür die er vornehmlich große, weite
srrnen, aumuthvolle Baumgruppen, antike oder alttcsta-
uunlliche Staffage liebte, Alles mit dem wunderbaren Zau-
" seines herrlichen Lichtes übergießend. Claude Laur-
i"n, dessen Bilder in den Gallerten Europas zerstreut
1854.
sind, und dem wir überall gerne wieder begegnen, starb
1652 zn Rom.
Eine Stunde Schlaf.
Wir vermögen nur sehr unvollkommen die.Thatsachen
und Ereignisse zu erkennen, welche einen unmittelbaren
Einfluß auf unser Geschick, unsre LebcnSbestimmung aus-
üben. Aber es gibt noch andere Vorfälle, unzählige Dinge
ereignen sich neben unS, die in sehr naher Beziehung zu
uns stehen, ohne jedoch ein unmittelbar merkbares Resul-
tat zu liefern, ohne sich uns durch erhöhtes Licht oder ver-
mehrten Schatten zum Bewußtsein zu bringen. Wenn wir
alle Wechselfälle, alle Verkettungen unscrs Geschickes er-
kennen würden, so wäre unser Leben ein ewiges, ruheloses
Spiel von Hoffnung, Furcht, Aufregung und Enttäuschung.
Um die 'Richtigkeit diess Satzes zu beweisen, will ich eine
Scene aus der Lebensgeschichte von David Swanton hier
erzählen.
Wir finden David Zwanzig Jahre alt, auf dein Wege
nach Boston begriffen, um dort bei seinem Oheim, einem be-
scheidenen Krämer, in Dienst zu treten. Ans einer ehrbaren
FamilieNew-Hampshires stammend, hatte er eine sorgfältige
Erziehung genossen und diese durch einen einjährigen Kurs
auf der akademischen Schule von Gilmantor vollendet. Er
war seit frühem Morgen zu Fuß gereist: jetzt, um Mittag,
suchte er einen Zufluchtsort gegen die glühende Sommer-
Die Illustriere Welt.
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Ein klarer leuchtender Himmel, ein ruhiges, spiegel-
glattes Wasser, eine stille Wohnung in der Ferne, ein paar
stütze, die von der Waide hcimkehren, ein Hirte, der aus
grünem Rasen seiner Oboe süße Töne entlockt, eine kleine
Brücke, schattige Hügel, an deren Abhänge sich ein Dorf
schmiegt!. . . das ist das einfache Bild, das Claude Laur-
eain unserem Auge bietet und das man so vortrefflich mit
»Ländliche Ruhe" bezeichnete.
Was braucht es für den großen Meister mehr, um die
herrlichsten, dauerndsten Eindrücke auf unfern Geist zu
machen! Mit wenigen Zügen ein Stillleben, in dem wir
uns wohl fühlen, in das unsere Seele aus den Stürmen
des Lebens heraus sich so gerne hinein versenkt! —
Claude Laurrain, eigentlich Claude Gelee, damaliger
^ittc gemäß nach seiner Heimath genannt, ist 1600 von
armen Eltern im Schloß Chamagne bei Toul geboren,
lernte das Bäckerhandwcrk und ging nach Rom, wo er bei
dem Maler Tasse Farbenreibcr wurde. In dem Atelier
desselben entwickelte sich rasch seine Liebe znr Kunst. Taste
sttheilie ihm Unterricht, und er hatte bald den Meister
überflügelt: Nom, ja die ganze Welt hallte von sci-
uene Ruhme wieder. Er war der erste Landschafter seiner
^ii und repräsentirt die höchste Vollendung der Male-
fü seines Jahrhunderts. Die italienische Natur waltet
su seinen Bildern vor, sür die er vornehmlich große, weite
srrnen, aumuthvolle Baumgruppen, antike oder alttcsta-
uunlliche Staffage liebte, Alles mit dem wunderbaren Zau-
" seines herrlichen Lichtes übergießend. Claude Laur-
i"n, dessen Bilder in den Gallerten Europas zerstreut
1854.
sind, und dem wir überall gerne wieder begegnen, starb
1652 zn Rom.
Eine Stunde Schlaf.
Wir vermögen nur sehr unvollkommen die.Thatsachen
und Ereignisse zu erkennen, welche einen unmittelbaren
Einfluß auf unser Geschick, unsre LebcnSbestimmung aus-
üben. Aber es gibt noch andere Vorfälle, unzählige Dinge
ereignen sich neben unS, die in sehr naher Beziehung zu
uns stehen, ohne jedoch ein unmittelbar merkbares Resul-
tat zu liefern, ohne sich uns durch erhöhtes Licht oder ver-
mehrten Schatten zum Bewußtsein zu bringen. Wenn wir
alle Wechselfälle, alle Verkettungen unscrs Geschickes er-
kennen würden, so wäre unser Leben ein ewiges, ruheloses
Spiel von Hoffnung, Furcht, Aufregung und Enttäuschung.
Um die 'Richtigkeit diess Satzes zu beweisen, will ich eine
Scene aus der Lebensgeschichte von David Swanton hier
erzählen.
Wir finden David Zwanzig Jahre alt, auf dein Wege
nach Boston begriffen, um dort bei seinem Oheim, einem be-
scheidenen Krämer, in Dienst zu treten. Ans einer ehrbaren
FamilieNew-Hampshires stammend, hatte er eine sorgfältige
Erziehung genossen und diese durch einen einjährigen Kurs
auf der akademischen Schule von Gilmantor vollendet. Er
war seit frühem Morgen zu Fuß gereist: jetzt, um Mittag,
suchte er einen Zufluchtsort gegen die glühende Sommer-