Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V > > Illustriere N!> e l t.

321

LI

Ecce homo von Titian.


Dieses herrliche Bild entnehmen wir der Galerie des
-ouvre in Paris. Die Figuren desselben sind lebensgroß,
das Gewand Christi und die Kopfbedeckung des Henkers
ist roth, der Helmbusch des Kriegers weiß. Obgleich die
Narbe der Personen selbst nicht saftig gehalten, sind ihre
Charactere doch scharf und prägnant ins Licht gehoben.
Ma» liest auf den Zügen Christi die schmerzvollste Resigna-
tion; die des Henkers tragen eine» gemeinen, frechen und
spöttischen Ausdruck. Der Krieger ist roh gehalten; er
entblößt mit plumper Hand den Körper des erhabenen
Dulders und man glaubt thu rufen zu hören: Eece homo!
(»Seht, welch' ein Mensch!") Das Einzige, waS man
1851.

an diesem effectvollen Bilde vielleicht tadeln könnte, ist,
daß in der Person Christi die physische Kraft die mora-
lische zu überwiegen scheint; die starken Muskeln dieses
Halses, dieser Arme, dieses Torso gehören mehr eincr
heidnischen Gottheit, als dem geistigen Erlöser der Chri-
sten an. Dennoch aber ist der Ausdruck ein tief ergrei-
fender.
Neber den Maler des Bildes ist viel gestritten. Ei-
nige schreiben es Paris Bordone, Andere Schiavone zu.
Bekannt ist es jedoch unter dem Namen Titian's Eece homo.
 
Annotationen