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64 Die Iliustrirto Weit.

abgchaucn. Der Dritte, welcher der Angeber wurde,
mußte sein Vergehen gleichfalls mit dem Tode büßen.
Was Schloß Dorgholm in Schweden.
Das Profil der Ruinen von Borgholm hebt sich aus
dem Nebel ab nud unterbricht die einförmige Linie der Ufer
von Oeland. Dieses stolze Schloß, welches das Meer zu be-
herrschen scheint, war einst die Wohnung der Könige. Seine
Erbauung auf diesem Berge hat den Leibeigenen einst man-
chen Schweißtropfen ausgepreßt. Heutzutage steht cs ohne
Dach, ohne Zimmerdecke da und ist nur noch eine Erinne-
rung au vergangene Zeiten.
Man erzählt, daß in heidnischenZeiten hier eine Veste
gestanden habe; die Geschichte erwähnt jedoch erst gegen

1280 unter der Regierung Magnus I. eines Castrums, wo
der Schatz dieses Königs niedcrgelegt war. Am Anfang
des folgenden Jahrhunderts, als der Streit zwischen dem
König Birger und seinem Bruder Waldemar den Bürger-
krieg in Schweden entzündete, und dieser König von seinem
Bruder zum Gefangenen gemacht wurde, wählte man Borg-
holm zu seinem Gefäugniß und er verließ es nicht wieder,
bis er ans seine Lehen und das Schloß selbst verzichtet hatte.
Waldemar war nun Herr des Schlosses; aber unglücklicher
als sein Vorgänger, fiel er durch Verrath in die Hände Bir-
gers , dessen unerbittliche Rache ihn vernichtete. Seine
Wittwe Jngeborg behielt Borgholm bis zu ihrem Tode,
und die Chronik erzählt, daß die Insel unter der Herrschaft
dieser Fürstin glücklicher gewesen, als alle übrigen Provinzen
des Königreichs. Bei einem Kreuzzug, welchen Walde-
mar III. von Dänemark im Jahre 1361 unternahm,

wurde Oeland von den Däne» geplündert und das Schloß
zerstört. Borgholm, das unter Magnus II. an die hansea-
tischen Städte ausgetauscht wurde, hatte bis 1431 eine»
Lübecker Commandanten. Später kam Oeland und Borg-
holm an Carl Kunssvn, als Belohnung für seine dem Vater-
lande geleisteten Dienste. Als dieser ans den Thron Schwe-
dens gelangte, hielt er sich längere Zeit in Borgholm ans.
Im Jahre 1456 suchte Christian I. von Dänemark auf der
Insel zu landen; Borgholm mußte nach sechswöchiger ver-
geblicher Vertheidigung endlich aus Mangel an Munition
capituliren: die Garnison durste mit Waffen und Bagage
abziehen; unterwegs öffnete sich eine Kasse, als sie zn Boden
fiel; das Silber und die Juwelen erregten die Begierde der
Dänen, die sich sogleich des Schatzes bemächtigten, indem
sie behaupteten, 'was auf die Erde falle, gehöre dem Eigen-
thümer des Bodens. Während der Bürgerkriege, welche

Schweden zerrütteten, wird Borgholm als letzter Zustuchis-
ort des unruhigen Erzbischofs Orenstierna bezeichnet, welcher
im Jahre 1468 dort sein Leben beschloß. Vier Jahre später
brachte Sten-Stuve Borgholm wieder unter schwedische
Herrschaft. Als 1491 Johann auf den Thron von Schwe-
den gerufen wurde, fiel Borgholm von Neuem unter daS
Joch der Dänen" als aber Schweden seine Unabhängigkeit
wieder gewann, unterwarf sich auch Borgholm seiner Krone.
Alle Belagerungen, alle Veränderungen des Besitzers
trugen nur zu seiner Verschönerung bei. Bis zum Jahre
1677 weiß die Chronik von Borgholm nichts besonderes
zn erzählen; in diesem Jahre aber hielt es noch eine Be-
lagerung von Seiten der Dänen und Holländer aus. Seil
dieser Epoche und namentlich seit einem heftigen Brande im
Jahre 1806 ist das Schloß beinahe gänzlich in Verfall
gerathen.

Das Schloß Korgholm, aus der Inset «Oeland in Schweden.
 
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