Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 6.1920

DOI Artikel:
Felszeghy, Béla: Pan und Pan-Komplex
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25677#0012
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

Dr, Bela v. Feiszeghy

des Unbewußten im Seelenleben der Menge erkennt, aus ihm in
genialer Weise den seelischen Medianismus herausahnt) — durch
die Analyse massenpsychischer Erscheinungen zum Verständnis dieses
Problems mehr Anregung geboten, als jene Forscher der IndividuaL
Psychologie, die mit der sterilen Arbeit nervenpsychologisdher Beob-
achtungen oder vermöge ihrer zerfallenden Symptomschilderungen
nur bis zur nichtssagenden Kategorisierung von Erscheinungen des
Bewußtseins oder bis zur Konstruktion einer aus Worten, mit
nebelhaften Umrissen zusammengewulsteten Terminologie gelangen
konnten.

Was nun die audi in die unbewußten Schichten der Seele vor-3
stoßende Freudsche Psychologie und ihre exakte Methode, die Psydho-
analyse betrifft, so hat diese junge Wissenschaft in wenigen knappen
Jahrzehnten an einer Reihe fast unnahbar dastehenden kollektiv^
psychologischen Problemen ihre Anwendbarkeit erwiesen. Diese
Methode der Seelenforschung hat, wie es Freuds großartige Studie
über »Totem und Tabu« zeigt, die Völkerpsydiologie sozusagen zu
einem reichen, eine große Zukunft verheißenden Kapitel der Psycho^
analyse geweiht, und es kann denen, die die Freudsche Seelenanalyse
wirklich kennen, nicht zweifelhaft sein, daß wir zum Verständnis
der tieferen ursächlichen Zusammenhänge jener Erscheinungen, die vom
Gesichtspunkte einer von der Völkerpsychologie sich abgrenzenden
Massenpsydiologie <also der Lehre von der aktuellen, nicht der ethni-
sehen Massenpsyche) widitig sind, zum Verständnis jener Zusammen-
hänge, über die auch die vortrefflichen Erwägungen und Überlegungen
Le Bons viel ahnen lassen, gerade vermittels der Kategorien der das
LInbewußte heranziehenden Psychoanalyse näher gelangen können.

Der Freudsdien Psychologie, die in die Domänen der mensch-
lichen Seele mit Siebenmeilenstiefeln vorzudringen pflegte, sind auch
auf unserem gegenwärtigen Gebiete wegweisende Spuren zu ver-
danken. In erster Reihe sind Freuds erleuchtende Schriften anzu3
führen, auch wenn das Problem der Panik als solches bei ihm uner3
wähnt bleibt. Ohne die bei ihm niedergelegte Trasse — dies war
mir sdion bei den ersten Orientierungen im gegenwärtigen Probleme
fühlbar — wäre der Weg zur Erkenntnis des Problems unausbaubar.
Die individuelle Panik, das irrationale Erschrecken, die Bestürzung
aus harmlosem Anlaß, diese von schweren seelischen und körper-
lichen Symptomen begleitete Ersduitterung ergab sich sozusagen als
Ausgangspunkt der Freudschen Seelenkunde, Gerade aus dem Kern
des seelischen Traumas kam Erhellung in das dunkel ineinander3
geballte unabsehbare seelische Problemenchaos. Die unentwegt schür-
fende junge Disziplin konnte in dieser Problemenfülle bisher kaum
bis zur Erwähnung des Panikproblems gelangen, Stekel erledigt
beispielsweise in seinem Buche »Nervöse Angstzustände« die Panik
in einigen Aphorismen, Die Angst ist ihm Erwartung einer Unlust,-
im engsten Sinne: die Ablehnung des Todes. »Jede Angst ist Todes^
angst«, führt Stekel weiter aus und setzt in der für ihn bezeichnenden
 
Annotationen