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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 6.1920

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Reik, Theodor: Oedipus und die Sphinx
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https://doi.org/10.11588/diglit.25677#0107
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IMAGO

ZEITSCHRIFT FÜR ANWENDUNG DER PSyCHO»
ANALYSE AUF DIE GEISTESWISSENSCHAFTEN

HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. SIGM. FREUD

SCHRIFTLEITUNG: DR. OTTO RANK/DR. HANNS SACHS

INTERNATIONALER PSyCHOANALyTISCHER VERLAG G. M. B. H.
LEIPZIG - WIEN - ZÜRICH - LONDON - NEW-yORK

VI. 2. 1920

Oedipus und die Sphinx.

Von Dr. THEODOR REIKL

». . . sehet, das ist Oedipus,
der entwirrt die hohen Rätsel ...«

Sophokles.

Einleitung.

Die Leser der »Imago« finden auf dem Umschläge dieses Heftes
eine kleine Zeidhnung, die nach einem Vorschläge von Otto
Rank alle Veröffentlichungen des Internationalen Psycho*
analytischen Verlages schmücken wird. Sie stellt Oedipus dar, den
Blick fest und unerschrocken auf seine furchtbare Gegnerin gerichtet.

S. Ferenczi hat in einem schönen Artikel1 2 auf eine Stelle
in Schopenhauers Briefen hingewiesen, in welcher der Philosoph den
thebanischen Heros als Vorbild jedes ernsten Forschers rühmt, der
unbekümmert um sein Wohl und Wehe die Wahrheit sucht.

Die Psychoanalyse, die, ohne Rücksicht auf alte, liebgewordene
Vorurteile der Kulturmenschheit zu nehmen, gezeigt hat, von welcher
Art die tiefsten seelischen Regungen sind, hat auch die verborgene,
allgemeinmenschliche Bedeutung des Oedipusmythus aufgedeckt. Sie
hat uns erkennen lassen, daß in der antiken Sage die zwei mächtigen
urzeitlichen Wünsche, die für die Entwicklung des einzelnen und
der Völker von entscheidender Bedeutung werden, erfüllt erscheinen.

1 Nach einem am 2. November 1919 in der Wiener Psychoanalytischen
Vereinigung gehaltenen Vortrage.

2 »Symbolische Darstellung des Lust* und Realitätsprinzipes im Oedipus*
mythus.« Imago, I. Jahrg. <1912), Heft 3.
 
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