Die Koketterie in psychoanalytischer
Betrachtung
Kortrag, gAa/ten :'n Jer P^ycAoaaa^rtMc/nn Fereim'gung
Von Dr.' M. Wulff (Moskau)
Eine genaue wissenschaftliche Definition des Begriffes „Koketterie ist
durchaus nicht einfach. Georg Simmel versucht den Begriff in seinem
Aufsatz „Psychologie der Koketterie"* folgendermaßen zu beschreiben:
„Übersetzt man Koketterie mit ,Gefallsucht', so verwechselt man das
Mittel zu einem Zweck mit dem Triebe zu diesem Zweck. Eine Frau mag
alles aufbieten, um zu gefallen, von den subtilsten geistigen Reizen bis
zur zudringlichsten Exposition physischer Anziehungspunkte, — so kann sie
sich mit alledem noch sehr von der Koketten unterscheiden. Denn dieser
ist es eigen, durch Abwechslung oder Gleichzeitigkeit von Entgegenkommen
und Versagen, durch symbolisches, angedeutetes, ,wie aus der Ferne wirk-
sames Ja- und Neinsagen, durch Geben und Nichtgeben oder, platonisch
zu reden, von Haben und Nichthaben, die sie gegeneinander spannt, indem
sie sie doch wie mit einem Schlage fühlen läßt — es ist ihr eigen durch
diese einzigartige Antithese und Synthese Gefallen und Begehren zu
wecken" . . . „Der Koketterie in ihrer banalen Erscheinung ist der Blick
aus dem Augenwinkel heraus, mit halbabgewandtem Kopfe, charakteristisch.
In ihm liegt ein Sich-Abwenden, mit dem doch zugleich ein flüchtiges
Sich-Geben verbunden ist, ein momentanes Richten der Aufmerksamkeit
auf den anderen, dem man sich in demselben Momente durch die andere
Richtung von Kopf und Körper symbolisch versagt" . . . „Es ist nur eine
technische Modifikation dieser Gleichzeitigkeit eines angedeuteten Ja und
Nein, wenn die Koketterie über die Bewegungen und den Ausdruck ihres
i) „Der Tag", Berlin 1309, 11. Mai.
Betrachtung
Kortrag, gAa/ten :'n Jer P^ycAoaaa^rtMc/nn Fereim'gung
Von Dr.' M. Wulff (Moskau)
Eine genaue wissenschaftliche Definition des Begriffes „Koketterie ist
durchaus nicht einfach. Georg Simmel versucht den Begriff in seinem
Aufsatz „Psychologie der Koketterie"* folgendermaßen zu beschreiben:
„Übersetzt man Koketterie mit ,Gefallsucht', so verwechselt man das
Mittel zu einem Zweck mit dem Triebe zu diesem Zweck. Eine Frau mag
alles aufbieten, um zu gefallen, von den subtilsten geistigen Reizen bis
zur zudringlichsten Exposition physischer Anziehungspunkte, — so kann sie
sich mit alledem noch sehr von der Koketten unterscheiden. Denn dieser
ist es eigen, durch Abwechslung oder Gleichzeitigkeit von Entgegenkommen
und Versagen, durch symbolisches, angedeutetes, ,wie aus der Ferne wirk-
sames Ja- und Neinsagen, durch Geben und Nichtgeben oder, platonisch
zu reden, von Haben und Nichthaben, die sie gegeneinander spannt, indem
sie sie doch wie mit einem Schlage fühlen läßt — es ist ihr eigen durch
diese einzigartige Antithese und Synthese Gefallen und Begehren zu
wecken" . . . „Der Koketterie in ihrer banalen Erscheinung ist der Blick
aus dem Augenwinkel heraus, mit halbabgewandtem Kopfe, charakteristisch.
In ihm liegt ein Sich-Abwenden, mit dem doch zugleich ein flüchtiges
Sich-Geben verbunden ist, ein momentanes Richten der Aufmerksamkeit
auf den anderen, dem man sich in demselben Momente durch die andere
Richtung von Kopf und Körper symbolisch versagt" . . . „Es ist nur eine
technische Modifikation dieser Gleichzeitigkeit eines angedeuteten Ja und
Nein, wenn die Koketterie über die Bewegungen und den Ausdruck ihres
i) „Der Tag", Berlin 1309, 11. Mai.