»Der Mensch und seine Welt«
Mn^rMcA^7? .PM(330pAg77
Änr/ jBoAm
Von Dr. Imre Hermann (Budapest)
Es kann nicht in meiner Absicht hegen, die Philosophie des verstorbenen
ungarischen Philosophen Karl Böhm zu besprechend Die Psychoanalyse ist
und bleibt eine Erfahrungswissenschaft und ruft keine Philosophie zu Hilfe;
doch ist es bedeutungsvoll, daß ein Philosoph, der seinen Standpunkt —
wenigstens in der Zeit, aus welcher wir seine Gedanken betrachten wollen —
zwischen dem Kritizismus Kants und dem Positivismus Comtes sucht, ^ der
demnach einerseits die unfruchtbaren metaphysischen Spekulationen zurück-
weist, anderseits in der Erfahrung positive Grundlagen unseres Wissens auf-
zufinden wähnt, psychologische Ideen äußert, welche der psychoanalytischen
Auffassung soweit entgegenkommen, wie es nur durch das Rüstzeug der Logik
und der Selbstbeobachtung möglich ist.
1) Karl Böhm, geboren im Jahre 184.6, starb 1911 als Professor der Philosophie
an der — damals ungarischen — Universität Kolozsvär. Sein Hauptwerk „Az ember
es viläga" — Der Mensch und seine Welt — erschien nur in ungarischer Sprache,
und zwar Bd. I (Dialektik oder Grundphilosophie) im Jahre 188g; Bd. II (Das Leben
des Geistes) im Jahre 1892; Bd. III (Axiologie) im Jahre 1906; Bd. IV (Die Lehre
der logischen Werte) im Jahre 1912 — aus der Hinterlassenschaft. Deutsch erschienen
zwei ältere Abhandlungen in den „Philosophischen Monatsheften" (i8y6, i8yy, Bd. XII,
XIII) und ein neuerer Vortrag — in der Übersetzung aus dem Ungarischen, in der „Zeit-
schrift für Philosophie und philosophische Kritik" (Bd. 156).
2) Die starke Betonung des Ichs führt seine Philosophie konsequent ins Lager der
Idealisten; d. h. das stark narzißtische Ich setzt sich stärker und stärker durch.
(Seine ganze Philosophie sei „Selbstentfaltung des eigenen Ichs"; das Ich, welches
sich über sich selbst freut, soll die Grundlage der Werte ergeben; „die Wertigkeit
offenbart sich in dem unbeschreibbaren Akte der Selbstliebe" — siehe Einleitung
des IV. Bandes.)
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Änr/ jBoAm
Von Dr. Imre Hermann (Budapest)
Es kann nicht in meiner Absicht hegen, die Philosophie des verstorbenen
ungarischen Philosophen Karl Böhm zu besprechend Die Psychoanalyse ist
und bleibt eine Erfahrungswissenschaft und ruft keine Philosophie zu Hilfe;
doch ist es bedeutungsvoll, daß ein Philosoph, der seinen Standpunkt —
wenigstens in der Zeit, aus welcher wir seine Gedanken betrachten wollen —
zwischen dem Kritizismus Kants und dem Positivismus Comtes sucht, ^ der
demnach einerseits die unfruchtbaren metaphysischen Spekulationen zurück-
weist, anderseits in der Erfahrung positive Grundlagen unseres Wissens auf-
zufinden wähnt, psychologische Ideen äußert, welche der psychoanalytischen
Auffassung soweit entgegenkommen, wie es nur durch das Rüstzeug der Logik
und der Selbstbeobachtung möglich ist.
1) Karl Böhm, geboren im Jahre 184.6, starb 1911 als Professor der Philosophie
an der — damals ungarischen — Universität Kolozsvär. Sein Hauptwerk „Az ember
es viläga" — Der Mensch und seine Welt — erschien nur in ungarischer Sprache,
und zwar Bd. I (Dialektik oder Grundphilosophie) im Jahre 188g; Bd. II (Das Leben
des Geistes) im Jahre 1892; Bd. III (Axiologie) im Jahre 1906; Bd. IV (Die Lehre
der logischen Werte) im Jahre 1912 — aus der Hinterlassenschaft. Deutsch erschienen
zwei ältere Abhandlungen in den „Philosophischen Monatsheften" (i8y6, i8yy, Bd. XII,
XIII) und ein neuerer Vortrag — in der Übersetzung aus dem Ungarischen, in der „Zeit-
schrift für Philosophie und philosophische Kritik" (Bd. 156).
2) Die starke Betonung des Ichs führt seine Philosophie konsequent ins Lager der
Idealisten; d. h. das stark narzißtische Ich setzt sich stärker und stärker durch.
(Seine ganze Philosophie sei „Selbstentfaltung des eigenen Ichs"; das Ich, welches
sich über sich selbst freut, soll die Grundlage der Werte ergeben; „die Wertigkeit
offenbart sich in dem unbeschreibbaren Akte der Selbstliebe" — siehe Einleitung
des IV. Bandes.)