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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 11.1925

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Heft 1 u. 2
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Hermann, Imre: Normalpsychologische Grenzfragen: Fortschritte der Psychoanalyse 1920-1923
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https://doi.org/10.11588/diglit.36528#0173

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Normalpsychologische Grenzfragen 1920 — 192g

15?

Erhaltung der Kontinuität des psychischen Geschehens. 2) Das Verhältnis zum
Lustprinzip ist angegeben, g) Die „Art* der Wiederholung — rhythmisch,
regelrecht periodisch, aperiodisch — ist unbestimmt gelassen. Referent zeigte
auch, wie auf Grund des Begriffes des Wiederholungszwanges normalpsycho-
logische Gesetzmäßigkeiten — die Ranschburgsche Verschmelzung des
Ähnlichen, die Flimmererscheinungen, das „Zusammenfassen'' der Wahr-
nehmungsdaten usw. in Gestalten, also gewisse Gestaltproduktionen (Rhyth-
mus, Ähnlichkeit, Verschiedenheit) verständlich werden. — Bezüglich der Gültig-
keit des biogenetischen Grundgesetzes in normalpsychologischen Abläufen
siehe Abschnitt Zf, Randbevorzugung.
Lustprinzip, Wiederholungszwang, sind Prinzipien des psychischen Ge-
schehens, zur Bestimmung seines Ablaufes; ein Prinzip des psychischen Ge-
schehens, jedoch zur Bestimmung seiner Erkenntnis, ist das Prinzip der fort-
laufenden psychischen Determiniertheit. Man wurde stutzig, als Schneider
(48) seine Versuche mitteilte, nach welchen Zahlen auch dann durch die
seelische Fassung des Individuums determiniert erscheinen, wenn die Zahl
Einfall des Versuchsleiters und nicht der Versuchsperson war; knüpft letztere
freie Assoziationen an die ihr zugerufene Zahl, so wird man den (fremden)
Einfall ebenso determiniert finden, wie wenn der Einfall ursprünglich Einfall
der analysierten Versuchsperson wäre. Schneider folgerte aus diesem Resultate,
daß der „psychische Zusammenhang mit der Zahl . . . nicht als Beweis für
eine Determination des Einfalles gelten (kann)." Referent (2g) versuchte hier
die Sachlage klarzustellen, indem er kritisch nachwies, daß das Prinzip der
fortlaufenden psychischen Determination nicht bewiesen werden kann, dieses
Prinzip bildet viel eher eine Voraussetzung der psychoanalytischen Forschung
ünd Methode (wie sie auch von Freud so aufgefaßt wird, was vonRado (41)
hervorgehoben wurde); die psychoanalytische Forschung kann hier nicht nach-
weisen, sondern nur zeigen, daß keine Tatsache diesem Prinzip widerspricht. —
Damit wird aber die Psychoanalyse noch zu keiner Metaphysik, ihre Kraft
liegt nicht in der Intuition, sondern in der durchweg naturwissenschaft-
lichen Methode, welche stets mit Arbeitshypothesen arbeiten muß
(Fenichel, lg).
ZIJ ZAxy Zc/z zvzzÄ .ygzzzg AZe Azy?,syc/zo/og-zb. Z)zg /^gz'.yo'zz/zc/zZgzZ
(Ref. Lit. Nr. g, 6, 14, 18, 20, 22, 59, 40, 4?)
Die von Tausk behandelte Frage der Ich-Grenze nimmt Stärcke (47)
wieder auf. Nach ihm soll unser definitives Lust-Ich einen Rest bilden,
primär soll nämlich im Ur-Ich auch die lustspendende Außenwelt (Brust-
warze, Lutscher) mitenthalten sein. Außenwelt sei in diesem Stadium nur das
dem Individuum Feindliche, das Unlustbietende; dieses Gebiet soll dann später
sekundär mit — aus der Funktion der Fernsinnorgane (Auge, Ohr, Geruchs-
organ) stammender — Lust heimlicher gemacht werden. Unser definitives Ich
ist also, wie gesagt, ein Rest-Ich, dem ein Teil des früheren Lust-Ich ent-
zogen wurde, d. h. das Ur-Ich erlebt die Urkastration.
 
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