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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 11.1925

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Heft 1 u. 2
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Kritiken und Referate
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https://doi.org/10.11588/diglit.36528#0208

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Kritiken und Referate

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suggestiven Mitteln aus dem tiefsten Seelen-
keller des Unterbewußten ans Tageslicht
fördern, sondern daß einfach das alte
Erlebnis eidetisch wiederkehrt . . .
Das gilt auch für den Traum." (S. 297
und Ähnliches auf S. 421.) Die letzter-
wähnte Seite verkündet auch folgendes:
„Über die mathematischen Fehler der

Ein Dokument der Wendung in der
Geschichte der Psychologie! Es werden
Vorträge gehalten über Lebenswissen-
schaft (Klages), Bücher geschrieben über
die Beziehungen der Psychologie zum
Leben (Tansley! oder über Lebens-
psychologie (Müller-Freienfelsl und
in dem vorliegenden Buche wird der
Öffentlichkeit vorgehalten, daß sogar die
experimentelle Psychologie die Ver-
bindungsbrücken zu Lebensproblemen
sucht. Es wurde zwar auch bisher von der
experimentellen Psychologie angestrebt,
Anwendungsmöglichkeiten auf Fragen aus
dem Leben zu finden (Testprüfungen),

sexuellen Zahlensymbolik von Fließ,
Weininger und Svoboda, aus welcher
die Psychoanalyse erwuchs, vgl. H. Hen-
ning: Annalen der Naturphilosophie usw."
Ich will aus diesen Stellen noch nicht
auf eine durchgehende Unzuverlässig-
keit des ganzen Handbuches schließen
lassen. Dr. I. Hermann.
Arbeiten aus
1925-
doch waren die B egriffe dieser angewandten
Wissenschaft viel zu theoretisch gehalten
(z. B. Intelligenzbegriff von W. Stern).
Hier geben die Verfasser Untersuchungen,
welche die praktische, auf das Han-
deln gerichtete Intelligenz entwicklungs-
psychologisch erforschen wollen. In den
praktischen Aufgaben wird sich die experi-
mentelle Psychologie, so meinen wir, mit
der Psychoanalyse sicher früher verstän-
digen können, als in theoretischen Aus-
einandersetzungen. Vorarbeiten von Ror-
schach, Giese sind ja zu dieser Ver-
ständigung bereits vorhanden.
Dr. I. Hermann.

OTTO LIPMANN und HELMUT BOGEN: Naive Physik,
dem Institut für Angewandte Psychologie in Berlin. Joh. Ainbr. Barth.

Dr. phil. DIETRICH HEINRICH KERLER: Der Denker. Eine Heraus-
forderung. H. Keiler. Ulm 1920.

Der „Denker", der wahre Denker sei
ein „Erlebnistypus", der in seiner reinsten
Ausprägung noch niemals in Erscheinung
getreten sei. Es soll sich beim Denker
nicht um die Beweise und um die realen
um den Augenblick der Erkenntnis einer
vom „Eros" ergriffenen Wahrheit, um die
erosentsprungene Erkenntnis handeln, wo-
bei „Eros" Ergriffensein, Glut bedeutet.
Interessant sind die Beispiele zum Be-
weise der Behauptung, daß die bisherigen
großen Denker intellektuell — unbe-
wußt — unredlich, „im entscheidenden
Moment von jeglichem Scharfsinn total

verlassen" seien, daß sie nur beweisen
wollen, um recht zu behalten, und dem
unphilosophischen Menschen ähneln, der
„nach Freud für wahr hält, was er
wünscht, dem wahr ist, was gefällt". Auch
eine kurze Auseinandersetzung mit H.
Blüh er s „Rolle der Erotik" ist vorzu-
finden. Die Behauptungen des Autors,
daß „dem Denker die Umsetzung der
Erkenntnis in Tat gänzlich äußerlich und
wesenslos", daß „einmal erschaut....
ihm die Wahrheit entwertet" sei,
sind nicht zu kritisieren, sondern
zu analysieren.
 
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