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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Breuer, Robert: Fachmann und Kritiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0027

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INNEN-DEKORATION

11

SCHLOSS REHNITZ.

TENNIS-HAUS.

noch sonst eine Wissenschaft.
Der Botaniker hat auch nie in
einer Pflanze darin gesteckt, noch
hat er sie wachsen gemacht, er
ist nicht einmal ein Gärtner, und
dennoch vermag sein Bewußtsein
nicht nur den Lebenslauf der
Pflanze, ihre Funktionen, ihr
Werden und Sterben in klaren
Vorstellungen zu entwickeln, es
ist darüber hinaus erfüllt von dem
Stammbaum des Vegetabils bis
herab zur Einzelzelle, und außer
dem weiß der Botaniker noch
den Nutzen und Schaden, den
Wert und Unwert der Pflanze, ihr
Verhältnis zu anderen Organis-
men, ihre Stellung im Kosmos
zu fixieren. Und genau so steht
es um jede Forschung, ob sie
sich auf botanische oder zoolo-
gische, aut historische oder ge-
genwärtige Objekte erstreckt.
Der Kriminalanthropologe ist
weder selbst Dieb, noch Mörder,
dennoch ist ihm die kriminelle
Aktion in all ihren Stadien gegen-
wärtig , und sein Blick dringt
in die Psychologie des Ver-
brechers, in die ökonomischen
und hereditären Ursachen des
Verbrechens. Und als Gegen-

lichster Verbreiterung seiner Basis,
nach möglichster Häufungvon Ver-
gleichswerten. Der Künstler will sich
behaupten, sich durchsetzen; der Kritiker
sucht das Gemeinsame in vielen Er-
scheinungen, trachtet danach, der Wir-
kungen ihre Ursachen zu finden, sucht
nach den ökonomischen, den ästhetischen
und psychologischen Gesetzen, die hinter
den Formen und dem Formern stehen.
Der Kritiker bleibt wohl ein Subjekt
für sich, eine Persönlichkeit, aber neben
den Künstler gestellt, ist er die In-
stanz der Objektivität.

* *

Die Fachleute sagen: der Kritiker
habe keine genügende Kenntnis von der
Technik, von den Details des Herstel-
lungsprozesses; ein maßgebendes Urteil
könne nur der haben, der mit jedem
Handgrifl genau vertraut sei. ihn selbst
so und so oft vollzogen habe. Diese
Meinung ist durchaus falsch. Alle For-.
schung hat es mit einem Objekt zu tun,
das von dem Untersuchenden (wenigstens
scheinbar) fern und getrennt ist. Wenn
der Forscher sich nur über das eine
Meinung bilden dürfte, was er selbst mit-
gemacht , gäbe es weder eine Natur-
forschung, noch eine Geschichtsforschung,

PROF. EMANUEL VON SE1ÜL.

SCHLOSS REHNITZ. TEE-HAUSCHEN.
 
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