Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

DOI Artikel:
Schulze, Otto: Fussboden, Wand und Decke
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0048

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
32

INN EN-DEKORATION





!

1 ,u

1 ™

SVD-^EST

CAMPBELL * PULLICH—BERLIN.

ENTWURF EINES EINFAMILIENHAUSES.

der aufeinanderstoßenden Flächen gelten zu lassen. Daß
das für die Ästhetik des Raumes sehr ungünstig wirkt,
bewiesen uns die auf den diesjährigen Ausstellungen
gegebenen Beispiele. Jedes Maß Verhältnis zwischen Wand
und Möbel wird aufgehoben; die Möbel wirken z. B.
auf bis zur Decke tapezierten oder sonstwie bespannten
und gestrichenen Wänden viel kleiner, als wenn wir die
Wandhöhe, wie oben angedeutet, herabdrücken. Wir
wissen, daß wir die Möbel um so kompakter und größer
zu gestalten haben, je größer der Raumeindruck ist.
Natürlich sind auch dafür Grenzen gezogen, weil
wiederum die Möbel zu unserm Körpermaß zu allererst
in Ubereinstimmung zu bringen sind. Bei ungewöhnlich
großen Räumen dürfte man demnach nicht an Elefanten-
möbel denken; der einzige Ausweg ist der, daß Wand-
unterteilungen hinzutreten, so Lambris, Oberwand, Fries
und Deckenvoute, in denen Möbel und Bild maßstäb-
lich zu wirken vermögen. Auch die Feldereinteilung
der Wände ist hier sehr zu empfehlen, um Größe und
Monotonie der Flächen einzuschränken.

Die Farbigkeit der Wände ist von außerordent-
licher Bedeutung für die Raumstimmung. Die Wand hat
vielen Dingen Hintergrund zu sein; allerdings in nur
feineren Abstufungen. Jede Unruhe, jede zu große Farbig-
keit auf der Wand sollte vermieden werden-, ebenso harte
Richtungslinien, die die Einheit der Wand aufheben.

Wandte man früher der Decke eine besonders
reiche, kostbare und farbige Ausschmückung zu, um
gleichsam die Raumstimmung an dieser Stelle in unge-
messener Steigerung ausklingen zu lassen, so ist man
in jüngerer Zeit in das Extrem verfallen, die Decke
kaum noch zu schmücken, sie möglichst farblos zu halten.
Für die Mehrzahl unserer Gebrauchsräume ist diese
Zurückhaltung durchaus angebracht. Vom Fries ab
kann sehr wohl eine Abnahme des dekorativen Heiwerks
eintreten. Das Auge hat an sich sehr wenig von der
Decke, weil sein Arbeitsgebiet in der Hauptsache eben
den horizontalen Sehkreis umspannt. Deshalb ist Ruhe,
Monotonie nach oben eine Verstärkung der Raumwirkung.
Aber, wie in der Wandfärbung schon eine gewisse
Verstärkung der Raumgrenze, der Raumumspannung
ausgesprochen ist, so kommt schließlich auch der Decke
irgendwelche Bereicherung zu, die gleichsam die Raum-
abschließung an dieser Stelle nicht ganz außer Be-
ziehung zur Wand setzt. Empfehlenswert ist es immer,
die Decke möglichst hell und leicht zu halten, ihr
eine felderartige Einteilung zu geben aus der Hand des
Dekorationsmalers oder des Stukkateurs; es genügen auch
einige umlaufende Leisten mit leichter Abstufung nach
dem inneren Spiegel zu. Da wir heute davon absehen,
die Beleuchtung aus der Mitte der Decke kommen zu
lassen, vielmehr bestrebt sind, die künstliche Licht-
 
Annotationen