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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Bachmann, Paul: Die Mietwohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0079

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INNEN-DEKORATION

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ARCHITEKT GEORG M ETZEN DORF—BENSHEIM.

Gartenansicht drs Arbeiterhauses.

ich kürzlich folgende Erfahrung: Ein Bauherr ließ sich
sein Haus modern einrichten, verwendete aber aus
Sparsamkeit seine alten Möbel, Möbel landläufiger
Renaissance der 80er Jahre mit Stachrichen Profilen,
Säulchen-Galerien und all den Erkennungszeichen einer
Zeit, die soviel an der Irreleitung des Volksgeschmacks
getan hat. Diese Möbel wirkten in dem großzügig
gehaltenen Räume, wie die Faust auts Auge, obwohl
bei der Teilung der Wandflächen die Maße der vor-
handenen Möbel berücksichtigt wurden.

Diese Beispiele zeigen, wie Raum und Möbel —
Hülle und Kern — zu einander passen müssen, wie
gleichsam eins für das andere geschaffen sein soll, wie
eins das andere in seiner Wirkung unterstützen und
heben soll. Wie schwer das bei der Mietwohnung
zu erreichen, ist den Raumkünstlern genügend bekannt.
Da wir nun leider in den meisten Fällen von der
Mietwohnung abhängig sind, erscheint es mir als

Pflicht eines jeden kunstliebenden Menschen, dieses
Zusammenwirken von Raum und Möbel hier mit allen
gebotenen Mitteln anzustreben. Der Kunstsinnige wird
es ja ohnedies tun, denn er weiß, daß seinen Räumen
so das Gepräge dauernden Wohnens verliehen und das
Gefühl der Behaglichkeit dadurch erhöht wird. Mit
wie wenig Mitteln das möglich ist, zeigt obiger Fall: ein
Überstreichen geblümter, verblaßter Tapeten,
eine geschickte Teilung der langen Wand mit
Borden oder Leisten, dazu ein scheinbares
Verbreitern der hohen schmalen Fensteröffnung
durch Stoff-Dekoration oder Malerei, eine
gewählte Horizontalteilung des zu hohen Raumes
— und was sich sonst alles bei Innehaltung
größter Sparsamkeit und Mäßigung zur Ver-
edelung des Raumes und zur Steigerung seiner
Wohnlichkeit in Anwendung bringen läßt.

Es ist gewiß ein Verdienst unserer Zeit, daß sie

ERDÖESCHOSS

■ OBERSESCHOSS
 
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