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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Schulze, Otto: Ausbau der Dachgeschosse für Wohnzwecke
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0083

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INNEN-DEKORATION

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ARCHITEKT GEOKC, MET/EN DOK K—BRNSHE1M.

Herd-Ecke mit Spül- und Badekammer.

Eigenhause es mit großem Geschick versteht, unterm
Dache recht schöne Zimmer zu schaffen. Namentlich
richtet man hier die Räume für die jüngere Generation,
für Fremdenzimmer und Mädchengelasse ein. Man
möchte hier fast sagen »die größte Trnulichkeit und
Annehmlichkeit ist unterm Dache einquartiert«.

Ich konnte mich an vielen neueren Beispielen in
fast allen Ecken unseres Vaterlandes davon überzeugen,
daß die Dachgeschosse jetzt mit außerordentlicher Liebe
und Aufmerksamkeit — ich kann leider nicht sagen immer
mit eben solcher Sachlichkeit — behandelt werden. Die
größte und bedeutsamste Rolle spielt das Dachgeschoß
wohl überall, wo es sich um Gebäude handelt, die nur,
einschließlich Dachgeschoß, zwei bis drei Geschosse
zählen. In ihnen ist jeder Winkel unterm Dache aus-
genutzt ; die tiefere Schrägen wurden zu Wandschränken
abgeteilt, Giebelzimmern kleine Erker vorgelegt und
Nebenzimmer durch eigenartige Ausbildung der Fenster
zu recht brauchbaren Mansarden gestaltet. Je natürlicher,
je ungesuchter das Dach gebildet wurde, je bessere und
benutzbarere Räume ergaben sich. Aber, wie ich schon
andeutete, läßt die Sachlichkeit in der Dachbildung doch
manchmal zu wünschen übrig, denn noch immer haben
viele Architekten, und nicht nur jüngere, die Untugend
an sich: aus Gründen malerischer Wirkung das Dach
recht gesucht und verzwickt zu gestalten, innerhalb einer
Überdachung Abstufungen und Unterdächer zu machen.
Das verteuert den Ausbau eines solchen Dachgeschosses

natürlich ungemein, auch die Entwässerung ist kost-
spieliger, die Dachreparaturen sind häufiger. Vielfach
geht aber auch in einem so zerstückelten Dach die
Großzügigkeit des Hauses verloren, es wirkt kleinlich,
unabgeschlossen.

Aber auch sonst kann ein vernünftig ausgebautes
Dachgeschoß dem Innern des ganzen Hauses sehr nütz-
lich werden; für das Treppenhaus insofern als ein besser
ausgestattetes Oberlicht diesem eine größere Freundlich-
keit gibt und das Dachgeschoß von vornherein durch
die Durchführung der Haupttreppe als wirkliches Stock-
werk gewertet wird. Selbstverständlich sind derartige
Dachgeschoß-Wohnungen nicht für starke Familien ge-
eignet, weil, ganz abgesehen von dem beschränkten
Raum, hier die Unruhe eine zu große werden würde;
kinderreiche Familien wohnen eben aus vielerlei Gründen
am besten im Erdgeschoß. Das Trepp auf Trepp ab kann
bei kleinen Plagegeistern geradezu zu einem Schrecken
der übrigen Hausbewohner werden. Aber die Dach-
geschoßwohnung hat für den Kenner unzählige Reize.
Staub und Lärm der Straße dringen hier nicht hin, die
Lichtquelle ist stärker, der Tag dauert hier länger, und,
was gleichfalls nicht zu unterschätzen ist, die Bewohner
haben keine Partei über sich wohnen. So wird die
Dachwohnung der gegebene Aufenthalt für kleine Haus-
halte, für einzelstehende Personen, für Menschen, die
beruflich an die Stadt gebunden sind, für ihr Schaffen
und Studium eine gewisse Stille brauchen. Lehrer,
 
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