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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Graf, L.: Japankunst und Innen-Dekoration: Das Prinzip der Einheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0085

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INN EN-DEKORATION

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HOF-MÖBELFABK1K VALENTIN WITT-MÜNCHEN.

Fensterpartie aus einem Musikzimmer.

JAPANKUNST UND INN EN-DEKORATION.

DAS PRINZIP DER EINHEIT.

Wenn der Einfluß der japanischen Kunst auf
unsere Kunstentwicklung festgestellt werden sollte,
so würde eine Kunstgeschichte der letzten 40 Jahre
die beste Antwort sein; denn seit dem denkwürdigen
Jahre 1869, das Japan dem Verkehr öffnete, sind
japanische Kunsterzeugnisse in größerer Menge zu uns
gekommen und haben vielfach die Entwicklung unseres
Stiles, besonders im Kunstgewerbe, stark beeinflußt.

Eine eigentliche Architektur hat sich in Japan nicht
entwickeln können. Aus Furcht vor Erdbeben baut man
niedrige Holzhäuser, die selten mehr als einen Stock haben.
So bot die Baukunst dem Künstler nicht Gelegenheit
zu dekorativer Betätigung an großen Flächen, wie im
Abendland. Die Kunst entwickelte sich mehr auf das
Intime; die Dekoration beschränkte sich auf das
Innere. Für die Innen-Dekoration haben sich in Japan
ganz bestimmte Prinzipien und Regeln ausgebildet, die
allgemein in Geltung sind. Diese Stilregeln wurden
umso leichter Allgemeingut des Volkes, als der Japaner
nicht eigentlich schöpferisch begabt ist, sondern sich
gern einer stärkeren Persönlichkeit unterordnet: Im

ganzen Verlauf der japanischen Kunstentwicklung haben
immer einige wenige Große ihrer Schule und damit
einer ganzen Periode den Stempel ihres machtvolleren
Wollens aufgedrückt. Rechnet man dazu noch die
Achtung vor dem Alten, dem Hergebrachten, die dem
Japaner Religion ist, so wird leicht verständlich, wie
hier bestimmte allgemeine Prinzipien Anerkennung und
Dauer haben konnten. Das Innere des japanischen
Hauses ist durch verschiebbare Wände im Zimmer ab-
geteilt. Selten ziert bildlicher Schmuck die einfarbige,
mit Japanpapier überzogene Wandfläche; höchstens
wird sie durch aufgesetzte Bambusstäbe dekorativ ein-
geteilt. Der ganze schmuckliche Reichtum des Hauses
ist in dem Tokonoma konzentriert, einer Nische, die
seit den ältesten Zeiten das allerheiligste darstellte.
Hier stehen das Buddhabild und die Blumendekoration,
hier hängt das Kakemono. Kakemono und Blumen-
arrangement sind die einzigen Mittel, die der Japaner
zur unmittelbaren Zimmerdekoration in Anwendung bringt.

Das Kakemono, das Hängeding, ist ein Gemälde
oder Farbholzschnitt in dekorativer Umrahmung, deren
 
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