Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

DOI Artikel:
Lang-Danoli, Hugo: Das Märkische Museum in Berlin: erbaut von Geh. Stadtbaurat Ludwig Hoffmann
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0138

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
116

INNEN-DEKORATION

GEH. STADTBAURAT L. HOFFMANN—BERLIN.

Das Märkische Museum. Westseite.

wertiges Werk zustande gebracht. Diese Gotik
z. B. ist nicht die blutlose Zuckerbäckergotik neuerer
Provenienz, schon in den Gegensätzen der reichen
aber geschlossen wirkenden Maßwerk-Motive und
der kräftig-schlichten, fast strengen Backstein-
Unterbauten liegt eine durchaus neuartige Note.

Die Gesamtanlage des Museums erfolgte ganz
im Geiste unserer Besten und in Übereinstimmung mit
den Prinzipien, die Gabriel von Seidlund Th. Fischer
zur Anwendung bringen. In Berücksichtigung der
Bestimmung des Baues wurde der Inhalt gewisser-
maßen zum Wesentlichen erhoben, er bestimmte die
Anlageder Innenräume, der Belichtung etc. und wurde
auch nach außen hin als Differenzierung des Bau-
komplexes sichtbar. An Stelle des gewohnten ein-
heitlichen Gebäudes mit gleichartigem und monu-
mental-symmetrischem Architektur-System erstand
somit eine vielgegliederte komplexe Bauanlage,
die sich zudem der unregelmäßigen Form des
Grundstücks in dem malerischen Köllnischen Park
ungezwungen einfügte. Aus den Abbildungen
läßt sich ersehen, wie sehr trotz der aufgelösten
Bauweise eine harmonisch geschlossene Gesamt-
wirkung erzielt ist, die noch erheblich gesteigert
wird durch den die ganze Baugruppe mächtig über-

ragenden und zusammenfassenden breiten Turm.
— Von größtem Interesse ist die Durchbildung
der Innenräume des Museums. Die Unzahl ver-
schiedener Probleme, die hier gestellt wurden, sind
so liebevoll durchdacht und durchgearbeitet worden,
daß die geleistete Arbeit als anregendes und dauerndes
Vorbild erscheinen muß. Als Hauptaufgabe stellte
sich der Architekt, den Charakter und die Stimmung
der alt-berlinischen und alt-märkischen Räume so
unmittelbar als möglich für alle späteren Gene-
rationen festzulegen. Um den Hauptstimmungs-
faktor, die Belichtung, zu regeln und zu variieren,
wurden wechselnde Formen und Stellungen der
Fensteröffnungen und verschiedenartige Gläser
verwendet. Jeder äußerliche Effekt durch auf-
fallende Farben oder Formen wurde vermieden,
um ein bescheidenesSich-Unterordnen und Anpassen
der Räume an die Gegenstände der Sammlung zu
ermöglichen. Eine schlichte Wirkung, ein neutraler
Ton der Wände und Decke, eine gedämpfte Be-
lichtung sind die fast durchweg angeschlagene
Note. Daneben kommen ausgeprägte und fein
berechnete Kontrastwirkungen zur Geltung, ein
Blick aus Dämmerung auf eine lichtüberflutete
Wandpartie, ein Schreiten aus kleinen Räumen in
 
Annotationen