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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Lang-Danoli, Hugo: Das Märkische Museum in Berlin: erbaut von Geh. Stadtbaurat Ludwig Hoffmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0139

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INNEN-DEKORATION

117

geh. stadtbaurat l- hoffmann—berlin.

Märkisches Museum. Blick von der Wallstraße.

plötzlich hoch aufstrebende Hallen. Mit seltener
Kunst ist in der Gesamtanlage zu Bewußtsein
gebracht, daß der Innenraum ein lebendiges und
bewegliches Raumproblem ist.

Um kurz das Wesentlichste der Abbildungen
zur Sprache zu bringen: Die Gebäudeteile sind
zumeist in gotischem Backsteinbau ausgeführt, der
stimmungsvolle Erker an der Südseite in reichen
Renaissanceformen mit Wappen märkischer Städte.
Der mächtige Roland, der Beschützer des Haupt-
eingangs, ist eine Kopie des Rolands vor dem
Rathaus zu Brandenburg a. H. In der Vorhalle
unterstützen interessante Werksteinpfeiler die Holz-
decke. Die große gotische Halle wurde zur Vorhalle
schräg gestellt, um die Skulpturen der Längswand
besser zur Geltung zu bringen, ein höher ge-
legener Teil am Ende derselben ist mit einem
zierlichen Barockgitter abgeschlossen. Von Inter-
esse ist das Renaissance-Treppenhaus, in dem die
lange Wölbung durch die hellen geputzten Gurt-
bogen in Abwechslung mit den dunklen Holzdecken-
feldern angenehm unterbrochen wird. Die Kapitale
der schlanken Säulen des Waffensaales sind von
Prof. J. Taschner entworfen. Eigenartig ist das
Spreewald-Zimmer, das vollständig einem Haus in

Burg-Dorf entnommen wurde, das Berliner Zimmer
mit einfachen Möbeln in Birkenmaser stammt aus
dem Jahre 1830. Neben hübschen Kunst-Schmiede-
arbeiten tritt in einem kirchlichen Räume mit Holz-
balkendecke über Konsolsteinen ein Spätrenais-
sance Taufbecken in polychromem Holz hervor.

Ein Rokokoraum mit Wandgemälden zeichnet
sich durch ruhige Eleganz aus, möglichst einfach
ist auch der Innungsraum mit der schlichten Holz-
decke gehalten; behaglich ist der Eindruck des
Raumes für Landesgeschichte, einer niedrigen Halle
mit breiten Gurtbogen und Holzdecke, und des
Sitzungsraumes mit Tonnengewölbe und seitlicher
Arbeitsnische des Direktors. Nur der große Vor-
tragssaal, ursprünglich als gotischer Saal gedacht,
ist der reichen vergoldeten Barockkanzel und anderer
Gegenstände wegen, die in ihm zur Aufstellung
kamen, etwas lebhafter in der Wirkung gehalten.

Aus der Reihe der Abbildungen wird sich der
eine Eindruck jedenfalls gewinnen lassen: Wichtiger
als die Frage nach »moderner oder Stileinrichtung«
ist das Problem der Raumgestaltung. Hier zeige
der Meister seine Kraft. Schafft wirkliche Innen-
räume, die lebendig sind und in denen wir so
leben können wie wir leben sollen. — lang-danoli.
 
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