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Breuer, Robert: Der "George Washington"
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0363
INNEN-DEKORATION
339
LLOYD-DAMPFER GEORGE WASHINGTON. AUS DEM GESELLSCHAFTS-SALON. AUSF.: VER. WERKST. F. KUNST IM HANDWERK.
die ganze Anlage durch Formen und Farben eine
tiefe Wärme bekam. Die Wände und Pfeiler des
unteren Saales sind aus kaukasischem Nußbaum-
holz; auch an der Treppe flammt dessen goldbraune
Maserung. Es ist hinlänglich bekannt und wurde
oft erwiesen, wie Paul aus edlem Holz alle strahlende
und gesättigte Schönheit herauszuholen vermag.
Hier bewährt er diese Meisterschaft auf's beste.
Im Oberteil des Rauchsalons wurden die Wände
mit einer gepreßten Ledertapete bekleidet; auch
das wirkt ein harmloses Faulenzen und eine sanfte
Nikotinvergiftung. Daß alle Sessel und Sofas
tadellos gepolstert und mit Leder bezogen sind,
versteht sich in solch einem Dorado der Kavaliere
und Globetrotter von selbst. Unten wurde ein
grünblaues, oben ein graues Leder verwendet. Der
Fußboden bekam einen gemusterten Gummibelag;
der sich für das Spützen und die übrigen Raucher-
tugenden nützlich erweisen dürfte.
Außer diesen großen Raumgebilden schuf Paul
noch einige besonders reich ausgestattete Kabinen;
er gab ihnen bei aller extravaganten Eleganz ein
hinreichend Teil von Wohnlichkeit, er gab ihnen
den steilen Adel eines Mannes von Kapital und
Sport. Völlig anderer Art sind die Arbeiten
Rudolf Alexander Schroeder's. Die Gedichte, die
musikalische Lyrik — das wäre richtiger gesagt.
Über allem, was Schroeder macht, was er auf-
blühen läßt, schwebt eine Wolke von Rokoko und
mondänem Parfüm. Sicherlich ist Schroeder auch
nicht annähernd in dem Maße wie Paul der archi-
tektonische Ausleger des Themas vom Schiff, vom
Meer und von der Maschine; aber seine Grazie ist
doch mutig und elastisch genug, um als eine
Krystallisation des modernen Geistes empfunden
zu werden. Für den »Washington« schuf dieser
Bremer außer einigen Kabinen den großen Speise-
saal. Er schuf ihn als eine goldig durchstrahlte
Helligkeit, in die hinein das Rot der Sitzmöbel
trompetet. Über dem Mittelteil des Raumes stößt
ein mächtiger Dom in die Höhe, durch drei Deck-
lagen. Weite ()ffnungen geben der Kuppel eine
fliegende Leichtigkeit; das ornamentale Gerank
füllt sie mit spielender Laune.
Auch die zweite Klasse des > George Washing-
ton« bekam eine durchaus würdige, dem Zeit-
empfinden gehorchende Raumausstattung. Jeder
überflüssige Prunk wurde vermieden; hingegen
gab man nach Material und Form alles, was das
Gesetz der Zweckmäßigkeit und das Bedürfnis
eines gut erzogenen Menschen fordert. Nicht
minder achtsam aber wurde schließlich für die
Passagiere der dritten Klasse gesorgt. Diese dritte
Klasse ist eine neue Einrichtung des Lloyd und
339
LLOYD-DAMPFER GEORGE WASHINGTON. AUS DEM GESELLSCHAFTS-SALON. AUSF.: VER. WERKST. F. KUNST IM HANDWERK.
die ganze Anlage durch Formen und Farben eine
tiefe Wärme bekam. Die Wände und Pfeiler des
unteren Saales sind aus kaukasischem Nußbaum-
holz; auch an der Treppe flammt dessen goldbraune
Maserung. Es ist hinlänglich bekannt und wurde
oft erwiesen, wie Paul aus edlem Holz alle strahlende
und gesättigte Schönheit herauszuholen vermag.
Hier bewährt er diese Meisterschaft auf's beste.
Im Oberteil des Rauchsalons wurden die Wände
mit einer gepreßten Ledertapete bekleidet; auch
das wirkt ein harmloses Faulenzen und eine sanfte
Nikotinvergiftung. Daß alle Sessel und Sofas
tadellos gepolstert und mit Leder bezogen sind,
versteht sich in solch einem Dorado der Kavaliere
und Globetrotter von selbst. Unten wurde ein
grünblaues, oben ein graues Leder verwendet. Der
Fußboden bekam einen gemusterten Gummibelag;
der sich für das Spützen und die übrigen Raucher-
tugenden nützlich erweisen dürfte.
Außer diesen großen Raumgebilden schuf Paul
noch einige besonders reich ausgestattete Kabinen;
er gab ihnen bei aller extravaganten Eleganz ein
hinreichend Teil von Wohnlichkeit, er gab ihnen
den steilen Adel eines Mannes von Kapital und
Sport. Völlig anderer Art sind die Arbeiten
Rudolf Alexander Schroeder's. Die Gedichte, die
musikalische Lyrik — das wäre richtiger gesagt.
Über allem, was Schroeder macht, was er auf-
blühen läßt, schwebt eine Wolke von Rokoko und
mondänem Parfüm. Sicherlich ist Schroeder auch
nicht annähernd in dem Maße wie Paul der archi-
tektonische Ausleger des Themas vom Schiff, vom
Meer und von der Maschine; aber seine Grazie ist
doch mutig und elastisch genug, um als eine
Krystallisation des modernen Geistes empfunden
zu werden. Für den »Washington« schuf dieser
Bremer außer einigen Kabinen den großen Speise-
saal. Er schuf ihn als eine goldig durchstrahlte
Helligkeit, in die hinein das Rot der Sitzmöbel
trompetet. Über dem Mittelteil des Raumes stößt
ein mächtiger Dom in die Höhe, durch drei Deck-
lagen. Weite ()ffnungen geben der Kuppel eine
fliegende Leichtigkeit; das ornamentale Gerank
füllt sie mit spielender Laune.
Auch die zweite Klasse des > George Washing-
ton« bekam eine durchaus würdige, dem Zeit-
empfinden gehorchende Raumausstattung. Jeder
überflüssige Prunk wurde vermieden; hingegen
gab man nach Material und Form alles, was das
Gesetz der Zweckmäßigkeit und das Bedürfnis
eines gut erzogenen Menschen fordert. Nicht
minder achtsam aber wurde schließlich für die
Passagiere der dritten Klasse gesorgt. Diese dritte
Klasse ist eine neue Einrichtung des Lloyd und