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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Moretti, Bruno: Eine Italienische Wohnhaus-Einrichtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0215

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INNEN-DEKO RATION

201

»heizkörper-verkleiduno« verde ant1co, carrara-marmor, pat1nierte bronze

grauen Teppich vollkommen bedeckt ist; sehr fein
dazu gestimmt ist die grün gebeizte Nußbaumdecke
mit Querleisten aus hell geädertem Nußholz, an die
sich Spiegelleisten fügen; auch die Wände schließen
mit einer Spiegelleiste ab. Sie sind mit Vorhängen
aus grüner Seide verkleidet. Für Lehnstühle und
Sofas wurden hingegen sehr kontrastierende Farb-
töne gewählt: die nach der Fensterseite - deren
Lichtwirkung durch geschnittene Spiegeltäfelungen
erhöht wird (Abb. S. 206-209) - stehende Sitzgruppe
hat Bezüge in Weiß und Gold, diejenige im Hinter-
grund des Zimmers braunes Sämischleder. Durch
diese Übergangswirkung zwischen Hintergrund und
Vordergrund ist es dem Architekten geglückt, den
Eindruck hervorzurufen, als käme man vom Däm-
merlicht des geschlossenen Raumes auf eine sonnen-
beschienene Terrasse. — In dem zweiten großen
Wohnraum (Abb. S. 216-219) ist ein Farbenzu-
sammenspiel von schieferblauen, grauen, weißen
und hell-strohgelben Tönen erzielt, dem sich das
Mobiliar harmonisch einfügt: ein Tisch mit geätzter
Spiegelplatte; in der Wandmitte ein breites Möbel
mit patinierten Pergamenttäfelungen und Hand-
griffen aus Spiegelglas. Die Wand selbst trägt auf

strohgelbem Grund eine blaugetönte Malerei, die ent-
fernt an die Dekors chinesischer Porzellane erinnert.

In dieser subtilen, wohltuend zusammenklingenden
Farbenanordnung, dann aber hauptsächlich bei den
Herrenzimmermöbeln mit ihren prächtigen Intarsien
(Abb. S. 220/221) wird ein mutiges Bekenntnis zur
Tradition des italienischen Stils fühlbar, ebenso darin,
daß Spiegel und Kristall im ganzen Hause die in
Italien althergebrachte reiche Anwendung finden.

Eine noch eingehendere Beschreibung der ein-
zelnen Räume wäre verlockend und interessant, doch
mag die unserem Aufsatz beigefügte Lichtbilderaus-
wahl an Stelle von Ausführungen treten, die wir des
knappen Raumes wegen hier unterlassen müssen.

Abschließend möge uns noch der Hinweis gestattet
sein, daß es in der Kunst nicht ihre bescheidenen,
wenn auch noch so verbreiteten Ausdrucksformen,
sondern vielmehr ihre repräsentativen Spitzenlei-
stungen sind, die - angepaßt und verallgemeinert -
die Entwicklung bestimmen. Wenn nun Schöpfungen
wie die Mario Quartis als einmalig, außerordentlich
zu gelten haben, so sind sie doch ein Beitrag zur
Gestaltung eines Stils und damit zur Entwicklung
des Geschmacks im Dienst der Allgemeinheit. b. m.
 
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