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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Gedanken über das Wohnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0234

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220

INNEN-DEKORATION

CS

MARIO QUART1 »ARBEITSZIMMER DES HERRN« TEAKHOLZ UND PADUK MIT INTARSIEN IN AHORN, PADUK UND EBENHOLZ
SESSEL UND SCHREIBTISCHPLATTE: NATURFARB. LEDER, WÄNDE: SCHIEFERBLAU, WANDLF.1STEN: TEAKHOLZ MIT BRONZE

GEDANKEN ÜBER DAS WOHNEN

Für den Deutschen hat das Wort »Heimat« den be-
kannten, ganz besonderen Klang. Aber für alle
Menschen schlechthin gilt etwas von dem einzig-
artigen Hochwert, den wir dem Heim, dem Wohnen,
dem Zuhausesein beimessen. Es gibt keine noch so
hochstehende Kraft im Menschen, die nicht mit dem
»Wohnen« in irgendeiner Beziehung stünde. Wenn
wir erfüllt sind - als Lebendige, als Schaffende und
Wirkende — dann »wohnen« wir. Wohnen und Leben
hängen ursprünglich zusammen. Überall, wo wir
wirklich leben und wahrhaft gegenwärtig sind, da
wohnen wir auch. Das fängt schon im Inwendigen
des Menschen an. Ist der Mensch, der zu seiner
Wesengeschlossenheit kam, nicht »in sich daheim«?
ist der Liebende in der Nähe des Geliebten nicht »zu
Hause«? Wir können geradezu die Lebensstärke eines
Menschen ablesen an dem Maße, in dem er die Gabe
hat, ein Heim um sich zu bilden. Denn das »woh-
nende« Leben ist erst das mit Wurzelgrund, Mit-

menschen, Umwelt verbundene und gegründete
Leben, das dann mit Rückendeckung ausgreifen und
sich »äußern« kann. Solange der Mensch noch nicht
in sich zu Hause ist, kann er seinen eigentlichen
Beruf nicht ausüben; er muß - wie es ja der Fall
vieler Jugendlichen ist - seine Kräfte vorerst zur
Schaffung einer inneren Behaustheit verbrauchen.
Und aus der inneren Behaustheit geht dann die
Fähigkeit zur realen, äußeren Behaustheit hervor.
Wie vieles liegt darin, daß in früheren Zeiten, na-
mentlich in ländlichen und altbürgerlichen Verhält-
nissen, der einzelne Mann erst dann für voll genom-
men wurde, wenn er sich ein Haus gebaut und einen
eignen Hausstand begründet hatte! Es wird von hier
aus auch klar, daß es gerade die Frauen sein müssen,
welche aus allem ein Zuhause machen können, selbst
unter den erschwerendsten Umständen.

Das Wort »wohnen« bedeutet in der griechischen
Sprache soviel wie »Sein«, und zwar in dem be-
 
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