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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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C. W.: Julianenhof: ein Jagdhaus bei Havelberg von Prof. Fritz August Breuhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0246

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232

INNEN-DEKORATION

in hohem Maße Grundriß und Formgebung desBaues.
Schon beim Erwerb des Baulandes ist es ratsam, den
Architekten hinzuzuziehen, denn oft wird er aus seiner
Erfahrung heraus und unterstützt von der Gabe des
plastischen Sehens die Auswertungsmöglichkeiten
besser erkennen als der »Laie«. Sehr wichtig dabei ist
es, sich mit der Umgebung eingehend auf ihre vor-
aussehbare Entwicklung hin vertraut zu machen. Wie
mancher schöne Besitz wurde durch Verbauung des
Blickes entwertet!

Das Grundstück und die ausgesetzte Bausumme
sind die sachlichen Grundlagen, die der Gestaltung
schon bestimmte Grenzen ziehen, ihr einen festen
Rahmen geben, innerhalb dessen sie sich entwickeln
kann. Zum dritten aber ist es notwendig, sich selber
prüfend darauf zu besinnen, welchen Zwecken das
Haus letzthin dienen, welchen »Sinn« es haben soll.
Über die Erfüllung der rein praktischen Aufgabe,
Wohnstätte zu sein, repräsentiert das Haus nach
außen seine Bewohner, verkündet es »wes Art« sie
sind. Wer etwas ist, braucht nicht zu scheinen. Dies
gilt für Mensch und Haus. Jede Unehrlichkeit rächt

sich, jede Pose - mag sie kurze Zeit auch täuschen —
überlebt sich und dringt als solche früher oder später
ins Bewußtsein des Betrachters. Ein Haus dagegen,
das »Haltung« hat, wird bestehen bleiben und gelten,
auch dann, wenn der Zeitstil sich wandelt und nach
neuem Ausdruck sucht. Die Greuel unserer Pseudo-
renaissance-Mietpaläste, deren im Grunde ganz bür-
gerliche Gesichter zum Vorschein kommen, wenn der
Stuck abgeschlagen wird, die »herrschaftlichen Villen«
im Burgenstil, alle diese täuschenden Fassaden der
Jahrhundertwende waren Blüten einer in sich ver-
logenen Zeit. Der Sinn für Klarheit und Wahrheit
beim Bau hat große und erfreuliche Fortschritte ge-
macht, aber er muß sich immer wieder von innen her-
aus erneuern. Die einfachere Form allein tut es nicht:
wenn sich ein Industrieller ein Bauernhaus in die
Vorstadt hinsetzen läßt, so ist die Unehrlichkeit des
Getues die gleiche wie früher im anderen Gewand -
der Städter ist nun einmal kein Bauer!

Der letzte und entscheidende Schritt in der Vorbe-
reitung zum Hausbau ist mit der Bestimmung des
Architekten getan, mit der Wahl also desjenigen
 
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