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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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C. W.: Julianenhof: ein Jagdhaus bei Havelberg von Prof. Fritz August Breuhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0247

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INNEN-DEKORATION

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PROF. FRITZ AUGUST BREUHAUS »JAGDHAUS BEI HAVELBERG« OFFENER SITZPLATZ MIT BELEUCHTUNG

Mannes, der die Wünsche und das Wollen des Bau-
herrn verwirklicht, der ihnen greifbare Gestalt ver-
leiht. Der gute Architekt bedarf neben der selbstver-
ständlichen technischen Kenntnis und der künstle-
rischen Gestaltungskraft Vor allem auch der Men-
schenkenntnis und der Kunst der Menschenbehand-
lung und -führung. Denn er soll die Vorstellungen des
Bauherrn zur konkreten Gestalt verdichten, er muß
bei der Gemeinschaftsarbeit der schöpferisch Füh-
rende sein. Es bedarf einer großen Einfühlungsfähig-
keit in die Art eines anderen, um die dem Wesen des
Bauherrn entsprechende Umwelt zu schaffen. Denn
in dem Hause soll ja nicht der Architekt wohnen,
sondern der Bauherr soll dort »zu Hause« sein.

In vielen Fällen wird es langer Gespräche bedürfen,
um überhaupt erst volle Klarheit über das erstrebte
Ziel, über die zu verwirklichende Absicht, zu errei-
chen. Fast immer zeigt die erste Unterhaltung zwi-
schen Architekt und Bauherrn, daß der Auftraggeber
selber gar nicht so sicher ist in dem, was er gestaltet
haben möchte, daß meist nur ein etwas nebelhaftes
Durcheinander von Einzelwunschbildern besteht,
ohne daß nur entfernt von einer greifbaren plastischen

Vorstellung des Ganzen gesprochen werden könnte.
Der Architekt muß das Wollen seines Auftraggebers
in seinem inneren Gehalt ganz erfassen, es zu seinem
eigenen machen. Die Fähigkeit, sich in den anderen
hineinzudenken, sich in sein Wesen einzuleben und
seine Gestaltungskraft in den Dienst der so begriffe-
nen Aufgabe zu stellen, muß dem Architekten eigen
sein. Die Grenze aber der Rücksichtnahme auf die
persönlichen Wünsche des Bauherrn liegt in der
künstlerischen Verantwortung des Architekten, der
niemals seine eigene Persönlichkeit im Werk zu ver-
leugnen gewillt sein darf und dessen Gesamtwerk
doch immer - mögen die Ausdrucksformen verschie-
den sein - die Handschrift des Meisters verraten wird.

Wenn wir heute den »Julianenhof«, das Jagdhaus
im Havelberger Wald im Bilde zeigen, so glauben wir
ein für sich selber sprechendes Beispiel eines vorbild-
lichen, zweckentsprechenden und gesinnungssaube-
ren Hauses zu zeigen, das seine Entstehung einer
fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen dem Archi-
tekten Professor F. A. Breuhaus und dem Auftrag-
geber im Sinne unserer Ausführungen verdankt.

Auf klinkergepflasterter Zufahrt erreichen wir den
 
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