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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Sichart, Emma von: Bildteppiche der Münchener Gobelin-Manufaktur
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0282

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268

INN EN-DE KORATI ON

BILDTEPPICHE DER MÜNCHENER GOBELIN-MANUFAKTUR

Zu den edelsten Ausstattungsstücken repräsen-
tativer Innenräume zählt seit Jahrhunderten
der handgeknüpfte Bildteppich - »Gobelin« genannt —
ein Name, den diese Art von Wandbehängen seit
dem 17. Jahrhundert führt, als der Wirtschafts-
minister Ludwig XIV., Colbert, diesen blühenden
Erwerbszweig verstaatlichte. Die Werkstätten wurden
in dem Anwesen der berühmten Färberfamilie Gobe-
lin untergebracht; ihre Erzeugnisse führten von da
an den Namen »Gobelin« und wurden zu einer Fir-
menbezeichnung: Als »Manufacture Royale des
Gobelins« ging die Pariser Teppichweberei ruhm-
reich in die Kunstgeschichte ein, an Wert wett-
eifernd mit den Brüsseler Teppichen in Flandern,
dem Ursprungsland der Bildweberei.

Die Technik selbst war ein Geheimnis der alten
Wirkerfamilien: bei scheinbarer Einfachheit des
Arbeitsvorganges sind die verschiedenen Arten des
Knüpfens so verwickelt, daß es einer generationen-
langen Übung bedarf, um zu jener Vollendung zu ge-

langen, die ihren Wert und Preis rechtfertigt. Aber
nicht nur die Handwerkerfamilien hielten die Her-
stellungsweise geheim, sondern auch ihre Auftrag-
geber, die Fürsten, und es bedurfte meist jahrelanger
diplomatischer Verhandlungen und Umwege, um
berühmte Wirkergesellen zu einem Wechsel ihres
Aufenthaltes zu bewegen und so diese Kunst in ein
fremdes Land zu verpflanzen. Denn fürstliche Pracht
und Kunstliebe wandten dem »Gobelin« ihre be-
sondere Aufmerksamkeit zu. Steht doch ein solcher
Wandbehang an Wert dem Gemälde oder dem
Fresko gegenüber höher durch seine unbegrenzte
Dauer und die Möglichkeit, ihn von der Wand zu
nehmen und gerollt aufzubewahren.

Die Münchener Gobelin-Manufaktur Nym-
phenburg ist eine Schöpfung des bayrischen Kur-
fürsten Max Emanuel; aus ihr gingen die Pracht-
stücke der Münchener Residenz hervor — die »Tu-
genden« und »Grotesken« - gewebt nach den Ent-
würfen von Peter Candid, der 1548 in Brügge geboren,
 
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