INNEN-DE KORATI ON
343
HANDWERK AUS ALLER WELT
VON DER INTERNATIONALEN HANDWERKS-AUSSTELLUNG IN BERLIN
Art und Charakter eines Landes drückt sich in
. seinem handwerklichen Schaffen aus, und dieVer-
gleichsmöglichkeit wird um so interessanter, wenn
die Beispiele nachbarlich nebeneinander stehen.
Der kapriziösen, mit verblüffendsten Färb- und
Materialkontrasten spielenden Extravaganz der Fran-
zosen stellt sich die behäbige Bodenständigkeit der
Schweiz, der flotte leichte Schwung der Dänen, die
zurückhaltende, kostspielige Vornehmheit der Schwe-
den, die temperamentvolle und geschmackssichere Art
der Ungarn oder die Klarheit und ungekünstelte
Gradheit der Deutschen gegenüber. Aber allen gemein-
sam ist das Bestreben, das Material in seiner Natur-
schönheit und Echtheit wirken zu lassen und bei der
Verarbeitung ihm weitmöglichst gerecht zu werden.
Wirkt die Verwendung von gewachstem Eichenholz
in schlichter Form nicht fast symbolisch für die Feier-
lichkeit und Würde eines deutschen Festsaals (Abb.
S. 342), wie ihn das deutsche Handwerk als eines sei-
ner Glanzstücke zeigt? — Die klassisch gerade Form
der Bestuhlung umringt ein zartgiau-gemusterter
Teppich mit breiter, griechischer Bordüre, deren hel-
les Rot (Entwurf: Prof. S. von Weech) das stumpfe
Moosgrün der Wolldamastbezüge mit winzigem beige-
farbenem Pünktchenmuster zu kontrastierender Gel-
tung bringt (Möbel: Anton Pössenbacher, München).
Eine geschickte Wandaufteilung, prachtvolle Kristall-
lüster und ein Wandmosaik in grau-braun-schwarz-
goldenen Tönen (Entw. Daliinger, Ausf. Wagner-
Berlin) unterstreichen den festlichen Eindruck.
Die Darstellung des neuen Großdeutschland hat es
unserem Handwerk angetan. So trägt ein Schrank,
Nußbaum gebürstet mit Kirschholzeinlagen, aus den
Werkstätten Dürselen-Berlin (Abb. S. 353) eine mei-
sterhafte, aus ca. 12 Naturholzfarben gebildete In-
tarsie der Repräsentalbauten des Reiches. Davor steht
ein Schreibtisch in gleicher Holzart mit naturfarbener
Lederplatte und ein glattliniger Schreibtischstuhl mit
grauem Wollveloursbezug.
Einen interessanten Entwurf, der unserem heutigen
343
HANDWERK AUS ALLER WELT
VON DER INTERNATIONALEN HANDWERKS-AUSSTELLUNG IN BERLIN
Art und Charakter eines Landes drückt sich in
. seinem handwerklichen Schaffen aus, und dieVer-
gleichsmöglichkeit wird um so interessanter, wenn
die Beispiele nachbarlich nebeneinander stehen.
Der kapriziösen, mit verblüffendsten Färb- und
Materialkontrasten spielenden Extravaganz der Fran-
zosen stellt sich die behäbige Bodenständigkeit der
Schweiz, der flotte leichte Schwung der Dänen, die
zurückhaltende, kostspielige Vornehmheit der Schwe-
den, die temperamentvolle und geschmackssichere Art
der Ungarn oder die Klarheit und ungekünstelte
Gradheit der Deutschen gegenüber. Aber allen gemein-
sam ist das Bestreben, das Material in seiner Natur-
schönheit und Echtheit wirken zu lassen und bei der
Verarbeitung ihm weitmöglichst gerecht zu werden.
Wirkt die Verwendung von gewachstem Eichenholz
in schlichter Form nicht fast symbolisch für die Feier-
lichkeit und Würde eines deutschen Festsaals (Abb.
S. 342), wie ihn das deutsche Handwerk als eines sei-
ner Glanzstücke zeigt? — Die klassisch gerade Form
der Bestuhlung umringt ein zartgiau-gemusterter
Teppich mit breiter, griechischer Bordüre, deren hel-
les Rot (Entwurf: Prof. S. von Weech) das stumpfe
Moosgrün der Wolldamastbezüge mit winzigem beige-
farbenem Pünktchenmuster zu kontrastierender Gel-
tung bringt (Möbel: Anton Pössenbacher, München).
Eine geschickte Wandaufteilung, prachtvolle Kristall-
lüster und ein Wandmosaik in grau-braun-schwarz-
goldenen Tönen (Entw. Daliinger, Ausf. Wagner-
Berlin) unterstreichen den festlichen Eindruck.
Die Darstellung des neuen Großdeutschland hat es
unserem Handwerk angetan. So trägt ein Schrank,
Nußbaum gebürstet mit Kirschholzeinlagen, aus den
Werkstätten Dürselen-Berlin (Abb. S. 353) eine mei-
sterhafte, aus ca. 12 Naturholzfarben gebildete In-
tarsie der Repräsentalbauten des Reiches. Davor steht
ein Schreibtisch in gleicher Holzart mit naturfarbener
Lederplatte und ein glattliniger Schreibtischstuhl mit
grauem Wollveloursbezug.
Einen interessanten Entwurf, der unserem heutigen