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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 49.1938

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Dobler, Ernst: Die Bierstube im Hotel
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https://doi.org/10.11588/diglit.10945#0436

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INN EN-DEKORATION

bierstube: »schwemme« blick in die beiden anschliessenden räume. - wandmalerei: jockel mon-ten-bruck-stuttgart

mes (Abb. oben) gehört zu diesem Motivkreis: er ist
nichts anderes als das sogenannte »Goldschmieds-
brett«, der Arbeitstisch der Goldschmiede.

Die beiden anschließenden Räume wurden um drei
niedere Stufen leicht erhöht; es wurden dadurch für
die ohnedies schon bewegten Raumverhältnisse wei-
tere Belebungselemente gewonnen. Die Wände des
mittleren Raumes wurden in Lärchenholz ausgeführt
(Abb. S. 421, Durchblick rechts), während beim drit-
ten Raum eine bereits vorhandene Vertäferung von
rechteckigen Füllungen durch farbige Behandlung in
die besondere Planung des Architekten einbezogen
wurde. Der Pfeiler zwischen den Bogenöffnungen,
welche diese beiden Räume verbinden, erhielt eine
Verkleidung aus Lärchenholz; diese ist mit Schnitze-
reien bedeckt, welche alle möglichen Handwerksge-
räte der Gold- und Silberschmiede darstellen. Der Lär-
chenholzraum ist mit Stühlen von leichter zierlicher
Art, mit Bastgeflecht und niederer Lehne, ausgestat-
tet. Zu dem Raum mit farbig behandeltem Holzwerk
wurde ein Stuhl ähnlicher Art gewählt, ebenfalls mit
Bastsitzen, doch etwas eleganter in der Form und

ebenfalls farbig behandelt. In allen Einzelheiten, na-
mentlich auch in den schmiedeeisernen Lichtträgern,
hat der Geist handwerklicher Formung die Führung.
Wie in den Wandmalereien überall von der Werkstatt
die Rede ist, so sind auch alle Holzformen und über-
haupt die gesamte Raumbehandlung auf die Werk-
statt und ihre besondere Gestaltungsweise bezogen.
Schon die Eingangstür, die von außen zur Bierstube
führt (Abb. S. 422), dient diesem Bestreben, auf reiz-
volle Weise einen Einblick in das bislang verborgene
Schaffen der Handwerker zu gewähren: die Schnitze-
rei der Rahmenfelder zeigt den Goldschmiedelehrling
bei seinem übermütigen Tun und Treiben, in einer
humorvollen Auffassung, die uns von alter deutscher
Holzplastik her bekannt, doch hier völlig neu und
selbständig abgewandelt ist. Die Schnitzerei ist eine
Gemeinschaftsarbeit von Jockel mon-ten-Bruck und
Bildhauer Edward Mürrle, Pforzheim. Auch der Name,
den das Lokal erhielt, entstammt dem Goldschmiede-
handwerk: unter den vielen Motiven, die sich hier an-
boten , wurde das »Schüttelfaß«, die Poliertrommel des
Goldschmieds, gewählt. - ernst dobler-stuttgart
 
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