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Jahrbuch für den Zeichen- und Kunstunterricht — 4.1909

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Heft 2
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Snowden, Keighley: Die Vorbereitungen für den dritten internationalen Kongress zur Förderung des Zeichenunterrichts
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Zum Gedächtnis
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Wunderlich, Theodor: Der Zeichenunterricht an den Heckerschen Lehranstalten zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.74114#0102

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86 Zum Gedächtnis. Wunderlich. Heckersche Lehranstalten in Berlin.

Der Kongreß ist jedoch im wesentlichen eine Lehrerbewegung und als solche
wendet er sich sehr ernstlich an alle Grade der britischen Lehrer. Das Organisa-
rionskomitee setzt sich beinahe ausschließlich aus Lehrern zusammen und ihr
Programm schließt Reformen ein, die nicht nur die Kunstschulen berühren, sondern
auch die Universitäten und sogenannten Public schools, die die Söhne und Töchter
der Aristokratie erziehen, der Standespersonen und der Reichen. Diese Public schools
von Eton bis zu den unbedeutendsten derselben haben mit geringen Ausnahmen
anzuerkennen versäumt, daß der Zeichenunterricht ein gleichwertiges Unterrichts-
fach ist, und in vielen von ihnen wird weniger darin geleistet als in den elemen-
taren Freischulen. Er ist in allen, ausgenommen in dreien oder vieren von ihnen,
ein wahlfreier Unterrichtsgegenstand, ebenso wie in den Universitäten, welche die
Kunst nicht ernstlich pflegen. Es ist daher von dem Kongreß viel zu hoffen für die
britischen Lehrer sowohl, wie für alle ausländischen Kollegen, die er zur Be-
sprechung der Ziele und Methoden zusammenführen wird. Ihre Stellung und ihr
Ansehen wird fühlbar durch den Kongreß verstärkt werden. Wo soviel zu gewinnen
ist, kann man es leicht verstehen, daß die britischen Lehrer keine Vorbereitung
versäumen werden, welche den Arbeiten des Kongresses Bedeutung in der Öffent-
lichkeit verleiht oder die Delegierten in angemessener Weise ehren und erfreuen
könnte.

ZUM GEDÄCHTNIS.
I.
DER ZEICHENUNTERRICHT AN DEN HECKERSCHEN
LEHRANSTALTEN ZU BERLIN.
Von TH. WUNDERLICH, BERLIN.
Es ist schon oft über den Gebrauch gespottet worden, Ereignisse, die ein- oder
mehrere Jahrhunderte zurückliegen, zu feiern. Gewiß kann ein solches Vorgehen
ans Lächerliche streifen, wenn ganz unbedeutende Persönlichkeiten oder geringfügige
Ereignisse mit Überschwenglichkeit gepriesen werden. Doch es läßt sich auch nicht
in Abrede stellen, daß mancher Name, der dem Gegenwartsmenschen kaum mehr
geläufig ist, auf diese Weise der Vergangenheit entrissen und zu Ehren gebracht
wird. Manches Ereignis, das anfänglich unbedeutend erschien, wird oftmals erst
nach Jahren richtig als Ausgangspunkt epochemachender Umwälzungen erkannt.
So gewähren denn solche „Gedenk- oder Erinnerungsblätter", die zumeist tiefer
auf einzelne Tatsachen eingehen, als die gewöhnlichen Geschichtsbücher, dem Spe-
zialisten und Fachmanne einen tiefen Einblick in die Vergangenheit und neue An-
regungen für die praktische Tätigkeit.
Das Jahr 1907 läßt die Blicke zurückrichten auf Vignola (eigentlich Gia-
como Barozzio), jenen italienischen Architekten und Kunstschriftsteller, der 1507
geboren, der Nachwelt das Werk „Regole delle cinque ordini d'architettura" schenkte.
Ebenso ist Otto Speckters zu gedenken, jenes Hamburger Illustrators, der am
9. November 1807 geboren, viele Tausende von Kinderherzen durch seine Bilder
zu Heys Fabeln erfreute. Auch des ehemaligen Direktors der Karlsruher Kunst-
schule, Johann Wilhelm Schirmer, der am 5. September 1807 das Licht der
Welt erblickte und als Landschaftsmaler sich einen bedeutenden Namen erworben
hat, muß gedacht werden. Die Lehrerwelt, besonders die Preußens, hat alle Ver-
anlassung, sich eines Mannes zu erinnern, der für die Entwicklung der Volksschule
Großes geleistet hat, nämlich des Konsistorialrates Johann Julius Hecker, der
 
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