178 Zum Gedächtnis. Wunderlich. Hugo Hertzer.
II. ZUM GEDÄCHTNIS.
AUS DEM ZUGE DES TODES IM JAHRE 1908.
Von TH. WUNDERLICH-BERLIN.
I.
HUGO HERTZER.
Der Geheime Regierungsrat Professor Dr. Hugo Hertzer, einer der bedeutendsten
Förderer des Zeichenunterrichts, beschloß sein tatenreiches Leben am 15. Novbr. 1908.
Wenn er auch seit dem Jahre 1885 nicht mehr in den vordersten Reihen der Kämpfer
für die Entwicklung des Zeichenunterrichts gestanden hat, wird sein Name auf
ewig mit der Geschichte dieser Disziplin verknüpft sein.
Hertzer ist der Gründer des jetzt noch bestehenden Vereins deutscher Zeichen-
lehrer und einer Zeitschrift, die seit 1907 den Titel „Schauen und Schaffen"
führt. Zwar existierte vor Gründung dieses Vereins eine von Hugo Troschel ins
Leben gerufene Vereinigung gleiches Namens, deren Publikationsorgan die von
Wendler verlegten „Monatsblätter", später „Zeichenhalle" benannt waren. Als
Troschel gegen den Willen vieler Anhänger dieser Vereinigung es durchsetzte, daß
Gewerbetreibende als vollberechtigte Mitglieder derselben beitreten konnten, taten
sich unter Hertzers Führung alle diejenigen Vertreter des Zeichenunterrichts zu
einem neuen Vereine zusammen, die in dem Troschelschen die richtige Berück-
sichtigung ihrer Interessen nicht mehr zu finden glaubten. Troschels Werk hat
noch bis zum Jahre 1888 ein kümmerliches Dasein gefristet, Hertzers Schöpfung,
am 9. April 1874 ins Leben getreten, bildet noch heute einen gut fundamentierten,
stattlichen Bau.
Hertzer war bis zum Jahre 1885 Vorsitzender des Vereins deutscher Zeichen-
lehrer, und seine Tätigkeit als solcher ist eine äußerst aufreibende, aber auch er-
folgreiche gewesen. Bei Antritt seines Amtes behauptete die Kopiermethode noch
allgemein in den Schulen das Feld, und seinen Bestrebungen ist es in erster Reihe
mit zu verdanken, daß dem „Bildchenmachen" in der Schule ein Ziel gesetzt wurde.
Im Jahre 1879 stellte er mit seinen Getreuen „Grundsätze" für die Erteilung des
Zeichenunterrichts auf, die für die Weiterentwicklung dieser Unterrichtsdisziplin
von allergrößter Bedeutung geworden und in den Jahren 1886 und 1902 den Zeit-
verhältnissen entsprechend umarbeitet sind.
Als durch behördliche Maßnahmen der Stuhlmannsche Leitfaden in den preußi-
schen Schulen Eingang fand und das Netz- und stigmographische Zeichnen seine
Triumphe feierte, war es Hertzer, der alle auf dem Gebiete des Zeichenunterrichts
fortschrittlich gesonnenen Kräfte um sich scharte und mit ihnen den Kampf gegen
Rückschritt auf zeichnerischem Gebiete aufnahm. Nicht immer glücklich in der
Wahl der Kampfesmittel hat sich der nimmermüde, beharrliche und zielbewußte
Streiter durch sein temperamentvolles Wesen und durch sein rückhaltloses Vor-
gehen viele erbitterte Feinde unter seinen Vorgesetzten geschaffen, wie er auch
durch seine ungeschminkte Kritik als Redakteur manchen offenen und vielen ver-
steckten Angriffen ausgesetzt war. Leider wurde ihm nicht so gedankt, wie er
es wohl verdiente. Erbittert wandte Hertzer der Zeicliensache mißmutig den
Rücken.
Schon im Jahre 1871 hatte Hertzer im Vereine mit Troschel und Wendler „Vor-
schläge zu einer Reform des Zeichenunterrichts in Elementarschulen nebst erläu-
ternden Bemerkungen und einem vollständigen Lehrplane" (Berlin, G. van Muyden)
veröffentlicht. Auf Grund dieser Vorschläge bearbeiteten die drei Autoren dann
die „Anweisung zur Zeichenunterrichtsmethode" (Berlin, 1873. G. van Muyden), zu
welcher 17 (81 x66 cm große) Wandtafeln und 17 Hilfsskizzen für den Lehrer zum
Nachzeichnen in der Klasse sowie ein chromolithographiertes Anschauungsblatt ge-
hörten. Besonders eingerichtete Zeichenhefte vervollständigten den ganzen Apparat.
Wenn man bedenkt, daß erst im Jahre 1872 das Zeichnen obligatorisch in den
preußischen Volksschulen wurde, kann man dem Unternehmen seine Achtung nicht
II. ZUM GEDÄCHTNIS.
AUS DEM ZUGE DES TODES IM JAHRE 1908.
Von TH. WUNDERLICH-BERLIN.
I.
HUGO HERTZER.
Der Geheime Regierungsrat Professor Dr. Hugo Hertzer, einer der bedeutendsten
Förderer des Zeichenunterrichts, beschloß sein tatenreiches Leben am 15. Novbr. 1908.
Wenn er auch seit dem Jahre 1885 nicht mehr in den vordersten Reihen der Kämpfer
für die Entwicklung des Zeichenunterrichts gestanden hat, wird sein Name auf
ewig mit der Geschichte dieser Disziplin verknüpft sein.
Hertzer ist der Gründer des jetzt noch bestehenden Vereins deutscher Zeichen-
lehrer und einer Zeitschrift, die seit 1907 den Titel „Schauen und Schaffen"
führt. Zwar existierte vor Gründung dieses Vereins eine von Hugo Troschel ins
Leben gerufene Vereinigung gleiches Namens, deren Publikationsorgan die von
Wendler verlegten „Monatsblätter", später „Zeichenhalle" benannt waren. Als
Troschel gegen den Willen vieler Anhänger dieser Vereinigung es durchsetzte, daß
Gewerbetreibende als vollberechtigte Mitglieder derselben beitreten konnten, taten
sich unter Hertzers Führung alle diejenigen Vertreter des Zeichenunterrichts zu
einem neuen Vereine zusammen, die in dem Troschelschen die richtige Berück-
sichtigung ihrer Interessen nicht mehr zu finden glaubten. Troschels Werk hat
noch bis zum Jahre 1888 ein kümmerliches Dasein gefristet, Hertzers Schöpfung,
am 9. April 1874 ins Leben getreten, bildet noch heute einen gut fundamentierten,
stattlichen Bau.
Hertzer war bis zum Jahre 1885 Vorsitzender des Vereins deutscher Zeichen-
lehrer, und seine Tätigkeit als solcher ist eine äußerst aufreibende, aber auch er-
folgreiche gewesen. Bei Antritt seines Amtes behauptete die Kopiermethode noch
allgemein in den Schulen das Feld, und seinen Bestrebungen ist es in erster Reihe
mit zu verdanken, daß dem „Bildchenmachen" in der Schule ein Ziel gesetzt wurde.
Im Jahre 1879 stellte er mit seinen Getreuen „Grundsätze" für die Erteilung des
Zeichenunterrichts auf, die für die Weiterentwicklung dieser Unterrichtsdisziplin
von allergrößter Bedeutung geworden und in den Jahren 1886 und 1902 den Zeit-
verhältnissen entsprechend umarbeitet sind.
Als durch behördliche Maßnahmen der Stuhlmannsche Leitfaden in den preußi-
schen Schulen Eingang fand und das Netz- und stigmographische Zeichnen seine
Triumphe feierte, war es Hertzer, der alle auf dem Gebiete des Zeichenunterrichts
fortschrittlich gesonnenen Kräfte um sich scharte und mit ihnen den Kampf gegen
Rückschritt auf zeichnerischem Gebiete aufnahm. Nicht immer glücklich in der
Wahl der Kampfesmittel hat sich der nimmermüde, beharrliche und zielbewußte
Streiter durch sein temperamentvolles Wesen und durch sein rückhaltloses Vor-
gehen viele erbitterte Feinde unter seinen Vorgesetzten geschaffen, wie er auch
durch seine ungeschminkte Kritik als Redakteur manchen offenen und vielen ver-
steckten Angriffen ausgesetzt war. Leider wurde ihm nicht so gedankt, wie er
es wohl verdiente. Erbittert wandte Hertzer der Zeicliensache mißmutig den
Rücken.
Schon im Jahre 1871 hatte Hertzer im Vereine mit Troschel und Wendler „Vor-
schläge zu einer Reform des Zeichenunterrichts in Elementarschulen nebst erläu-
ternden Bemerkungen und einem vollständigen Lehrplane" (Berlin, G. van Muyden)
veröffentlicht. Auf Grund dieser Vorschläge bearbeiteten die drei Autoren dann
die „Anweisung zur Zeichenunterrichtsmethode" (Berlin, 1873. G. van Muyden), zu
welcher 17 (81 x66 cm große) Wandtafeln und 17 Hilfsskizzen für den Lehrer zum
Nachzeichnen in der Klasse sowie ein chromolithographiertes Anschauungsblatt ge-
hörten. Besonders eingerichtete Zeichenhefte vervollständigten den ganzen Apparat.
Wenn man bedenkt, daß erst im Jahre 1872 das Zeichnen obligatorisch in den
preußischen Volksschulen wurde, kann man dem Unternehmen seine Achtung nicht