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Jahrbuch für den Zeichen- und Kunstunterricht — 4.1909

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Heft 2
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Überblick über den Stand des Zeichenunterrichts in den verschiedenen Ländern
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Schweiz
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Hollós: Ungarn
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https://doi.org/10.11588/diglit.74114#0111

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Hollos. Ungarn.

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Im Dienste der Industrie stehen die eigentlichen Fachschulen, deren wir
in der Schweiz eine ganze Reihe haben, z. B. für die Stickerei, Weberei, Holz-
schnitzerei, Uhrmacherei.
An denselben lehren meistens bewährte Zeichner und Techniker, welche in
dem betreffenden Fache ganz zuhause sind und durch fortgesetztes Studium des
Weltmarktes die Wandlungen des Geschmacks und die technischen Fortschritte zur
Verwertung bringen.
Die Kunstgewerbeschulen beweisen durch ihre rege Tätigkeit energisches
Können und unterstützen die lokalen Gewerbe- und Industriezweige nach Möglich-
keit. Einzelne davon bemühen sich besonders um die Übung, bzw. Veredelung
der Heimatkunst, und es ist deren Bemühungen nur der beste Erfolg zu wünschen.
Auch Zeichenlehrer werden an einigen dieser Schulen ausgebildet.
Außer dem Expertenkollegium dient das Organ des „Verbandes schweizerischer
Zeichen- und Gewerbeschullehrer", die „Schweizer Blätter für Zeichen- und
gewerblichen Berufsunterricht" als Bindeglied zwischen den gewerblichen
Bildungsanstalten und den Zeichenlehrern. Diese Zeitschrift ist nicht nur für die
Mitglieder des Verbandes bestimmt, sondern sie wird auch, da sie ebenfalls vom
Industriedepartement finanziell unterstützt wird, an sämtliche gewerbliche Bildungs-
anstalten, welche Bundesunterstützung genießen, geliefert.
Die Redaktion der Zeitschrift gibt sich alle Mühe das Blatt noch reicher aus-
zugestalten und den heutigen Bedürfnissen einer solchen Zeitschrift gerecht zu
werden. Die Zwei- resp. Dreisprachigkeit — Deutsch, Französisch und Italienisch
— machte den Ausbau dieser Zeitschrift sehr schwierig.
Wir hoffen aber bestimmt, daß mit der Zunahme bzw. Entwicklung der ge-
werblichen Bildungsanstalten auch das Verbandsorgan prosperiere und eine solche
finanzielle Unterstützung erhalte, daß dessen Ausbau möglich wird.
Insbesondere trachten wir darnach unser Blatt besser zu illustrieren, denn eine
Zeitschrift für Zeichenunterricht sollte notwendigerweise möglichst reich illu-
striert sein.
Zum Schlüsse sei noch auf eine Schrift hingewiesen, welche von Herrn
Prof. H. Bendel, Experten für das gewerbliche Bildungswesen in der Schweiz, auf
Veranlassung der Bildungskommission der Schweiz, gemeinnützigen Gesellschaft,
herausgegeben wurde. Dieselbe ist betitelt:
„Zum Ausbau des gewerblichen Fortbildungsschulwesens in der Schweiz",
Verlag von Gebr. Leemann & Co., Zürich.
Der um das gewerbliche Bildungswesen in der Schweiz hochverdiente Herr
Verfasser hält darin Rückschau und Ausschau und macht sehr beherzigenswerte
Vorschläge, deren ganze oder teilweise Realisierung wir nur lebhaft wünschen
können, und welche auch anderwärts interessieren dürften.
C-: ' -- -J
2. UNGARN.
Von Professor HOLLOS-BUDAPEST.
METHODE.
Über den Stand des Zeichenunterrichtes im Jahre 1906 gaben die auf der
Landes-Ausstellung in Pecs (Fünfkirchen) ausgelegten Schülerzeichnungen einigen
Aufschluß.
Die Volksschule (1.—6. Schuljahr) war am besten durch Schülerarbeiten der
hauptstädtischen Schulen vertreten, deren Lehrgang drei Teile aufweist:
a) Zeichnen nach der Anschauung,
b) Gedächtnis- und Phantasiezeichnen,
c) Kombinieren und Entwerfen.
Das Anschauungszeichnen (1. und 2. Jahr) beginnt mit einfachen geome-
trischen Formen: Quadrat, Rechteck, Parallele, Kreis, Ellipse, Sterne und Rosetten;
Reihung der gezeichneten Formen. Außerdem Zeichnen nach flachen und einfachen
runden Gegenständen: Briefumschlag, Schiefertafel, Papierdrache, Ball, Kirsche,
Rettig, Hut u. dgl. — Daneben waren auch häusliche Arbeiten, meist Illustra-
tionen, zu sehen.
 
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