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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Editor]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Gnirs, Anton: Eine vorrömische Nekropole innerhalb der Mauern des antiken Pola
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0047
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A. Gnirs Eine vorrömische Nekropole innerhalb der Mauern des antiken Pola

Scherben als zusammengehörig erkennen lassen.
An Formen lassen sich gerade noch feststellen:
Große dickbauchige Gefäße mit mächtigem horizon-
talen Henkel (Fig. 61 Draufsicht und Seitenansicht).
Eine konische Form mit etwas eingebogenem
Rande war als Kochgefäß in Verwendung. Der
Boden ist im Verhältnis zur lichten Weite an der
Mündung oft viel zu klein, um dem Topfe in der
Feuerstelle genügend Stabilität zu geben. Um
diese zu erreichen, steht er in der Glut in einem
Kochringe. In Bruchstücken liegen Proben von
diesem Herdgeräte vor, das man in allen Schichten
des Abfallhaufens angetroffen hat. Die Ringe sind
von verschiedener Größe. Die zur Aufnahme des

Kochtopfes bestimmte Kreisfläche hat einen Durch-
messer von 6—8 cm, die Dicke des Ringwulstes


62 Henkel



mit kreisförmigen Querschnitt bewegt sich zwischen
4 und 6 cm. Solche Kochringe sind aus den
Schweizer Pfahlbauten schon vielfach bekannt. In
Istrien sind sie von Hoernes für den Kastellier

von Villanova nachgewiesen.
Zu recht originellen Henkelformen gehören
breite, etwas nach abwärts gebogene Ansätze
(Fig. 62). Endlich ein großer Henkel mit recht-
eckigem Querschnitt und breiter Furche auf dem
Rücken (Fig. 62). Die rohen Gebrauchsgefäße
tragen mitunter Verzierungen. Große weitmundige
Gefäße mit ausgebogenem Mundrand sind am
Saum mit seichten Einkerbungen oder Tupfen-
leisten versehen (Fig. 63). Nicht selten trifft man

Tupfenleisten und Reifen an, die nahe der Mün-

Fig. 63 Gefäß-
fragment mit Tüpfen-
leiste am Mundsaum


düng in ein bis drei Reihen
die Schulter halsloser Gefäße
umziehen (Fig. 64). Das primi-
tive Ornament der eingeritzten
Wellenlinie und das Zickzack
konnte ebenfalls beobachtet
werden (Fig. 65). Ein Gefäß-
scherben trägt letzteres in
mehreren Parallelzügen, von

denen jeder mit einem vierzahnigen Kamm ge-
zogen ist (Fig. 65). Zum Schmuck der Gefäß-
wandung sind dann noch ohrenförmig'e Ansätze zu
zählen (Fig-. 65), die wie die vielfach beobachteten

Fig. 64 Gefäßfragmente mit Tupfenleisten


Buckel Verzierungen in eckiger und runder Form
zu den primitivsten Verzierungsmotiven gehören,
die uns durch Schliemann aus den untersten Schichten

von Troja bekannt worden sind.
V. Verschiedene Erzeugnisse aus Ton.
Zu den Hausgeräten gehören auch die Bruchstücke
eines aus Ton hergestellten Bratrostes, der aus
einer 5—6 cm dicken Platte besteht, die von ver-

/'


Fig. 65 a b c Fragmente mit
geritzten Ornamenten


Fig. 66 Bruchstücke
mit ohrenförmigen
Ansatz

Gezierte
Tonperle


tikalen Kanälen durchbrochen

wird. Die

ein¬

heimische Industrie lieferte noch die zur Erzeugung
textiler Produkte notwendigen Spinnwirtel und
Zeddelstrecker. Es sind vertreten eine kugelige
Form und die eines Doppelkonus. Daß kleinere
durchlochte Tonkugeln an Stelle von Perlen auf
Schnüren aufgereiht zu den Schmuckgegenständen
gezählt wurden, steht außer Zweifel. Oft sind
diese Kugeln ornamental verziert; so tragen Ton-
perlen S-förmige Liniengruppen, die sich zu einem
Band aneinanderreihen (Fig. 67). Als Beleuchtungs-
körper diente eine flache Schale mit geraden
 
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