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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Hrsg.]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Schmölzer, Hans: Zur Baugeschichte des Palazzo vescovile in Cavalese
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0172
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H. SchmÖi.zer Zur Baugeschichte des Palazzo vescovile in Cavalese

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hervor. Unter den dort ebenfalls erwähnten ochi
de vedro a le finestre verstehe ich Butzenscheiben-
fenster.
Es ist auf das dringendste zu wünschen, daß
bei der geplanten Vereinigung der getrennten
Räume zu einem einzigen Saale die beiden ver-
schiedenen und wohlerhaltenen Decken erhalten
bleiben.
Wie schon erwähnt, waren im'Jahre 1531 die
Arbeiten im Castello del Buon Consiglio in Trient
in vollem Gange und es kann somit wohl nicht
angenommen werden, daß zu dieser Zeit auch schon
in Cavalese umfassendere Arbeiten ausgeführt
wurden.
In der Folgezeit aber erweiterten sich die
Pläne des Kardinals Cles bezüglich seines Palastes
in Cavalese um ein Bedeutendes. Die Kunst- und
Prachtliebe des Kirchenfürsten kannte eben nicht
leicht ein Genügen. Gleichwie in seinen Schlössern
Selva bei Levico, Tenno bei Arco, Toblino im
Sarcatale, Stenico in Vorderjudicarien und Cles
auf dem Nonsberge, wollte er sich in Cavalese in
seinem Palaste einen echt fürstlichen Sommersitz
schaffen, zu dessen innerer Ausschmückung her-
vorragende Künstler herbeigezogen wurden. Sein
Hauptmann in Fleims war damals Simon Botsch,
ein Angehöriger der reichen Bozner Familie dieses
Namens. An ihn sind sieben Briefe, von der Hand
des Kardinals geschrieben, gerichtet, welche sich
in der Bibliotheca Dipauliana im Ferdinandeum zu
Innsbruck vorfinden (Nr. 1155) und die sich fast
durchaus auf die Angelegenheit des Baues in
Cavalese beziehen und den Zeitraum von 21. Ok-

tober 1537 bis 8. Juni 1539 umfassen. In dem
ersten der Briefe, den der Kardinal unmittelbar
vor seiner Abreise nach Prag an Botsch richtete,
schreibt er: „Edler, getrewer, lieber. Als wir Dir
mermalen schriftlich und mündlich zu versteen
geben und angezaygt haben, was unser Will und
Gemuet ist, und wir wolten, das unser verordneter
paw Inn unserm pallast zur Cavales mit allem
vleiß dannen gericht und auf das ehendist zur
seiner endschaft gebracht wurde, also das wir
dann zur seiner Zeitt gebrauchen und ergözlichkeit
darinne haben möchten, allso wollen wir dich jetz
vor unseren Aufpruch noch ein mal erinnert und
ermant haben, das du an deinem vleiß nichts er-
winden lassen, sondern anhebiglichen sollicitieren
und darob sein wollest, das unser Will hierinne
one alle Verhinderung* volzogen werde. Und ob
dir etwas beschwerlichs Inn solichem allem für-
fallen wurd, das den paw verhindern möcht, des-
halb wollest an uns durch dein Schreyben förder-
lichen uns bey gueter Zeitt langen lassen, und
wollen wir alwegen fürsehung und Verordnung
thuen, damit derselben halben kein Man gl er-
scheinen soll. Und du thuest an solchen allem
unsern ernstlichen Willen und Maynung.“
Wenn der Kardinal in diesem Briefe von
wiederholten schriftlichen und mündlichen Mah-
nungen an Botsch spricht und ihn zugleich auf-
fordert, zu „sollicitieren“, so setzt dies sicherlich
voraus, daß die Bauangelegenheit in dem weiteren
Umfange, den sie jetzt erhielt, zum mindesten
schon seit einiger Zeit eingeleitet und im Gange
war. Was aber um diese Zeit, Herbst 1537, ge-
 
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