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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Editor]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — NF. 1.1903

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Schmölzer, Hans: Zur Baugeschichte des Palazzo vescovile in Cavalese
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https://doi.org/10.11588/diglit.47868#0174
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H. Schmölzkr Zur Baugeschichte des Palazzo vescovile in Cavalese

328


Fig. 237 Vom Friese des großen Saales im Palazzo vescovile in Cavalese

schuldig ist, damit du dieselben auf den Paw ver-
wenden mügest.
Bevor wellen wir dich nit bemüehen, dieweil
alle dinge allso durcheinander noch zerrütt und
unverricht sein. Aber aufs Jar, vergönt uns Gott
anderß das Leben, so wellen wir gewißlich umb
dise Zeit dinnen sein. Demnach wellest dich der-
massen befleissen und anhalten, damit der Paw
dieweil gar an ein Ende verricht werde.
So das Tachwerch verfertigt wurdet, mag
dannach ain jede Arbait, die man undter dem
Tach thuen mag, mit gueter Gelegenheit voll-
bracht werden, der wir dich auch erinnert haben
wellen, für und an was beschehen mag, das es
beschehe, es sey mit der newen Arbait oder aber
was an den alten Gemächern mit verwerfen, ver-
weissen und sonnst anderer Gestalt zu pessern ist.
In sollichen allen wollest nit feyern und dich der-
massen erzaigen, so wir hineinkhomen, das wir
deinen Vleis loben.“
Mit Bestimmtheit unterscheidet der Kardinal
in diesem Briefe eine „newe Arbait“ von dem, was
an den alten Gemächern des Palastes „mit ver-
werfen, verweissen und sonnst anderer Gestalt zu
pessern“ ist. Ich glaube jedoch nicht, daß darunter
irgendwie eine neue Bauaufführung zu verstehen
ist, sondern es dürfte sich der Ausdruck vielmehr
auf Neuherstellungen innerhalb des alten Palastes
beziehen, wie denn das Dach und wohl auch der
Giebel damals neu aufgestellt, die Türgerüste in

den Gemächern und sicherlich auch manche Decken
derselben vollständig neu hergestellt wurden. Denn
daß der Palast in seinem Innern einer durch-
greifenden Erneuerung unterzogen wurde und nur
die alte Raumeinteilung beibehalten wurde, dies
zeigt sich auch heute noch auf Schritt und Tritt,
weshalb der Kardinal im vollen Sinne des Wortes
den Zustand des Baues zur Zeit, als er diesen
Brief schrieb, als derartig schildert, daß „alle
Dinge allso durcheinander noch zerrütt“ seien.
Doch war er bezüglich des Fortganges des Baues
guter Hoffnung, wenn das Dach aufgesetzt wäre,
wozu er eben die Zimmerleute hinein nach Cavalese
sandte, so könne jede andere Arbeit im Palaste
nach Gelegenheit ausgeführt werden. Darunter
muß nun ganz sicher vor allem andern die Aus-
führung der verschiedenen Malereien im Palaste
gerechnet werden, die also im Sommer des
Jahres 1538 noch nicht begonnen haben kann und
der das Verwerfen und Verweißen in den alten
Gemächern vorausgehen mußte. Es wurde also
mit der malerischen Ausschmückung des Palastes
erst 1539 begonnen, welches Datum auch der
Fries in einem der Gemächer des ersten Stock-
werkes trägt.
Rastlos drängte der Kardinal auf Vollendung
des Baues. Am 1. Oktober 1538 schreibt er in
diesem Sinne an Botsch, und wie er in dem Briefe
vom 28. Juni 1538 versprochen, im kommenden
Jahre um dieselbe Zeit selbst nach Cavalese zu
 
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