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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

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Fränkel, Max: Geweihter Frosch
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0067

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Fränkel, Geweihter Frosch.

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lichen Frosch der Fufs als ein besonderes, sehr langes Glied an den Unterschenkel
ansetzt. Durch die Annahme, dafs der Künstler nicht einen Frosch sondern eine
Kröte bilden wollte, würde seine Ehre nicht gerettet werden; denn mit einer Kröte
hat sein Werk keine wesentlich gröfsere Ahnlichkeit: die Beine wären ebenso falsch,
und dafs die Proportionen minder mifslungen erschienen, beruht nur darauf, dafs
die Kröte von Natur plump ist, das Ungeschick des Bildners aber in jedem Falle
nur plumpe Verhältnisse hervorbringen konnte; offenbar liegt der schematischen Arbeit
nur eine ungefähre Erinnerung an die Natur, keine Beobachtung zu Grunde. Wir
werden daher die Frage, ob der Künstler einen Frosch oder eine Kröte gemeint hat,
aus inneren Griinden entscheiden diirfen: die Kröte, die iibrigens auch das Wetter
vorhersagen konnte (s. oben Anm. 4), hatte im Altertum einen so schlechten Ruf,
dafs man mit ihrer Darbringung unmöglich einem Gotte eine Freude zu machen
glauben konnte. Plinius sagt ihr nach, dafs sie im höchsten Grade giftig sei —
plena veneficiornm -—, da sie aus ihrer Nahrung stets alles Gift zurückbehalte; sie
bringe. daher schnelleres Verderben als die Natter15; Aelian weifs, dafs ihre
blofse Berührung oder ihr Geifer tötet und dafs ihr Atem und Blick blafs macht,
ihr Blut aber, in Wein oder eine andere geeignete Flüssigkeit gemischt, augen-
blicklichen Tod herbeiführt16, wie denn die Lunge der Kröte nach der Anschul-
digung Iuvenals bei den verderbten römischen Damen als Mittel des Gattenmordes
beliebt ist17; allerlei übernatürliche Kräfte eignen der Kröte18, und so dient sie der
Zunft der Canidien zur Bereitung schändlicher Liebestränke19; dem Bösen förder-
lich ist sie der Feldfrucht verderblich20. Kein Wunder, dafs ein mit so vielen bösen
Eigenschaften ausgestattetes Tier zum Gegenstand des Abscheus wurde, und dafs
der Storch sich Dank verdiente, da er auf einen so schlimmen, der Schlange
gleich zu stellenden Feind der Menschen Jagd macht21.

M. Fränkel.

15) Naturgescli. 32, 50. 8, 110. 25, 123.

16) Tiergesch. 9, 11. 17, 12.

17) Iuvenal 1, 69. 6, 659. Aus diesen Stellen ist

Iuvenal 3, 44 zu erklären: ranarum viscera nun-
qzia^n inspexi\ richtig umschreibt schon der
Scholiast non sum venenarvus. Kurzweg rana
für rana rubeta heifst die Kröte auch in der
in Anmerkung 19 angeführten Stelle des Ho-
raz; der Begriff des Giftmischens ist in Be-
ziehung auf den Beruf des Sprechers Umbricius
als Haruspex witzig umschrieben. Heinrich

lehnt diese Deutung mit der sonderbaren Be-
grtindung ab, dafs der Ausdruck viscera inspicere
solenn sei; als ob der Satyriker einen solennen
Ausdruck nicht in parodirendem Sinne anwenden
dürfe. Dafs aus den Eingeweiden der rana
geweissagt worden wäre, ist ganz unbekannt.

1S) Plinius 32, 51 f.

19) Horaz Epoden 5, 19. Properz 4, 6, 27.

20) Vergil Georg. 1, 184.

21) Plutarch De invidia et odio p. 537 A. Conviv.
disput. 8, 7, 3 (p. 727 F).
 
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