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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

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Helbig, Wolfgang: Über die Bildnisse des Platon
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0086

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Helbig, Bildnisse des Platon.

4) Kopf im Museo Torlonia alla Lungara n. 160, gefunden bei Casalrotondo
an der Via Appia: P. E. Visconti Catalogo del Museo Torlonia (Roma 1883) n. 160.

I Monumenti del Museo Torlonia riprodotti con la fototipia (Roma 1884) T. XL.
Ergänzt: die Nase, die Ohren, die Llerme. Die Oberfläche erscheint allenthalben
von Wasser zersetzt.

5) Kopf in der Galleria geografica des Vätikan n. 140. Ergänzt: der
Nacken, der ITals und der untere Theil des Bartes. Da neuerdings in dieser Galerie
Umstellungen statt gefunden haben, läfst sich der Kopf in der Beschreibung Roms

II 2 p. 278—283 nicht mehr identificiren.

6) Herme im vatikanischen Museum: Visconti Museo Pio-Clem. VI 33;
Schuster Über die erhaltenen Porträts der griechischen Philosophen T. IV 7 p. 24
n. 17; auf unserer Tafel 6 n. 2. Ergänzt: die Nasenspitze. Die auf der Brust
nicht so sehr eingemeifselte wie eingeritzte Inschrift ZHNftN ist durch die unsicheren
Ziige der Buchstaben deutlich als eine moderne Fälschung erkennbar. Diese Herme
ist unter den mir bekannten Porträts des Plato das älteste Exemplar. Sie scheint
nach der zwar etwas trockenen, dabei aber sorgfältigen Ausfiihrung bis in das
1. Jahrhundert n. Chr. hinaufzureichen.

Dies sind die mir bekannten Porträts, die wegen ihrer Übereinstimmung mit
der Berliner ITerme dem Plato zugesprochen werden miissen. Doch sehe ich voraus,
dafs sich das von mir gegebene Verzeichnis keineswegs als vollständig erweisen,
sondern vermöge einer systematischen Durchmusterung der Sammlungen beträchtlich
vermehren lassen wird. Abgesehen von ganz geringfügigen Abweichungen, die sich
aus der verschiedenen Individualität der ausfiihrenden Bildhauer erklären, stimmen
alle jene Exemplare derartig überein, dafs wir sie mit Sicherheit auf ein gemein-
sames Original zurückführen diirfen.

Aufserdem scheint hierher noch eine kleine, im Polytechnikon zu Athen
befindliche Doppelherme zu gehören. Sie stellt zwei bärtige Porträtköpfe zusammen,
von denen der eine den gleichen Schädelbau, ein ähnliches breites Gesicht und einen
ähnlichen finsteren Ausdruck zeigt wie die in dem obigen Verzeichnisse angefiihrten
Exemplare und sich von diesen im Wesentlichen nur durch die geringere Länge
des Bartes unterscheidet. Ich halte es demnach zwar nicht fiir sicher aber doch
in hohem Grade wahrscheinlich, dafs auch dieser Kopf Plato darstellt. Wenn
er bei fliichtiger Betrachtung einen verschiedenen Eindruck macht, so erklärt sich
dies hinlänglich aus der Rohheit, mit der die attische Herme ausgeführt ist, und die
uns dazu nöthigt dieses Denkmal nicht vor der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts
anzusetzen. Über das andere zu derselben Herme gehörige Porträt wird am Ende
dieses Aufsatzes die Rede sein.

Mancher moderne Betrachter wird sich schwer dazu entschliefsen, in der
Berliner ITerme und den ihr entsprechenden Köpfen Plato zu crkenncn. Er wird
erwarten, dafs die olympische Heiterkeit, welche in den Schriften des grofsen
Philosophen herrscht, auch in dessen Antlitze zum Ausdruck komme. Statt
dessen zeigen alle diese Porträts, namentlich in den Augenbrauen, die in der
 
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