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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

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Studniczka, Franz: Zum Hydragiebel
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0106

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92

Studniczka, Hydragiebel.

den Helm auf dem Haupte, aber ohne Aegis, gekleidet in gestirnten Chiton und
weitläufig und unklar umgenommenen, von runden Plättchen besäten Mantel. Schon
durch diese den chalkidischen Gemälden vollkommen fremde Musterung der Kleidung
unterscheidet sie sich auch von dem durch 3, 4, 5, 6 und 9 vertretenen Typus der
Mantelfiguren, welcher auf dem ersten, auch nach sonstigen Kennzeichen zu den
jtingsten und ärmlichsten Exemplaren gehörigen Gefäfse zwei Mal fiir Athena ver-
wendet wird. Ftir diese Mantelfiguren ist meist schärferes Heraustreten der Körper-
formen und eine breite, gewöhnlich als einfachster Mäander gebildete Borte, der
einzige Schmuck ihrer Gewänder, charakteristisch.

Die Figur des Flerakles wäre im Ganzen auch in einem chalkidischen Bilde
möglich. Aber eine Kleinigkeit ist auch hier anders. Der verschlossene Köcher
wird von einem hohen giebelartigen Dreieck bekrönt, während er bei sämmtlichen
chalkidischen Schtitzen, Herakles auf 2, 3, Paris auf 1, 4 (Klytotoxos) und 5, halb-
kugelförmigen, zurückgeschlagenen Deckel hat20. Bedeutsamer aber ist die viel-
fältige Verschiedenheit der sonstigen Kriegertracht auf unserem Gefäfse von der
durchaus typischen chalkidischen. Wo dort Panzer dargestellt sind, auf 1, 10 und
noch auf dem jtingeren 3, haben sie die älteste Form mit dem schroff vorspringen-
den unteren Rande31, welcher hier gänzlich fehlt. Besonders charakteristisch ist
der kurze chalkidische Chiton, immer einfarbig, meist dunkelrot, fast ausnahmslos
vorn und hinten abgerundet und so nach den Htiften zu ausgeschnitten, am deut-
lichsten bei Aias und Sthenelos 1, bei Eurytion 2, Herakles 3, Klytotoxos 4, Ata-
lante 9, Memnon und Achill auf 1022. Dem steht auf der Hydravase der gerade
abgeschnittene Rock mit breiter Saumborte oder durchgehender Musterung gegen-
tiber. Ebenso wenig ist auf der Innenseite eines chalkidischen Schildes das breite

vierstrichige |=E in Ares, welches Kirchlioff, Al-
phabet3 S. 134 nur in Tanagra (ftir st) kennt.
Böotischer Import in Eleusis scheint auch sonst
naclrweisbar. — An unser Bruchstück haben sich
inzwischen zwei weitere, von Benndorf in Eleusis
zusammengefügte Fragmente anpassen lassen.
Sie geben auf der einen Seite die Fortsetzung
des vortretenden Beines von Ares, ein Stück-
chen vom. Rande seines Schildes, und seinen
Gegner fast vollstänclig. Mit dem 1. Fufse vor-
tretend schwingt er mit erhobener Rechter die
Lanze gegen den Gott. Sein korinthischer Visier-
helm hat sehr grofsen, vom oberen Rand des
Pinax abgeschnittenen, teilweise tongrundigen
Busch. Der mäfsig grofse Rundschild, welcher
den Leib verdeckt, hat am Rande eine dichte
Doppelreihe weifser Buckel und als Schildzeichen
auf rotem Grunde einen weifs gemalten im Profil
nach links gewandten bärtigen Kopf mit grofser
gebogener Nase (Geras?); seine Innenzeichnung
ist schwarz, ausgekratzt; Strähne des Bartes, eine

Doppelbinde im Ilaar und das unten mit Wim-
pern versehene Auge rot aufgesetzt. Zwischen
den Beinen des Giganten dieselbe Palmette, wie
zwischen denen des Ares. Diese und die In-
schriften scheinen die Vorderseite ausgezeichnet
zu haben. Auf der Riickseite der neuen Bruch-
stücke erscheint unten ein Rest des Gefallenen,
mit Chitonrand, und der gröfsere Teil eines
zweiten nach rechts schreitenden Kriegers; wir
haben also den Typus zweier um einen Toten
oder Verwundeten kämpfend^r Parteien vor uns.
Die Scherben werden wol demnächst veröffent-
licht.

20) Die einzige ungefähre Analogie, welche ich
augenblicklich zu nennen weifs, ist der auf-
geklappte spitze Köcherdeckel der Artemis auf
cler attischen Reliefschale Mitt. V T. 3.

21) Vergl. Helbig, IPomer. Epos S. 197. 203.

22) Vergl. meine Beiträge zur Geschichte der altgr.
Tracht S. 69 Anm., wo auch einige von den
wenigen nichtchalkidischen Beispielen.
 
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