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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

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Studniczka, Franz: Zum Hydragiebel
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0108

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Studniczka, Hydragiebel.

Vogel 6 Mal, darunter 2 Mal nur zur Hälfte sichtbar, dagegen z. B. das »laufende
Rad« etwa 20 Mal26.

Ich glaube, dafs das Vorgetragene ebenso bestimmt, als es die Einheitlich-
keit und Herkunft der chalkidischen Gruppe, auch ihrer jüngeren Exemplare, wie
3 und 9, bestätigt, die Zugehörigkeit der Hydravase ausschliefst. Nach dem oben
Gesagten halte ich ihren attischen Ursprung für sehr wahrscheinlich. Bestätigt sich
das, so lehrt sie uns fiir den Typus jenes Abenteuers, dafs er in einer alten, auf
der Kypsele dargestellten, also wohl korinthischen Form in Athen weiterbestand,
ohne durch ein Werk von der Bedeutung des Giebels beeinflufst zu werden. —
Aus dem Amazonenbilde der anderen Seite liefsen sich vielleicht auch noch sach-
lichc Griinde fiir attischen Ursprung beibringen.

Und wie steht es mit dem bacchischen Fries, der sich in erschütternder
Lächerlichkeit unter den ernsthaften Historien entfaltet? Klein findet ihn in Gegen-
stand und Manier den chalkidischen auf 7 und 8 verwandt. Aber triigt meine Er-
innerung nicht ganz, so erscheinen die Satyrn und Bakchen auf 7 harmlos, trocken
und einförmig neben den genial ersonnenen Obscönitäten jenes tollen Getiimmels.
Ähnliche affenartige Stellungen und Bewegungen zeigen die Satyrn auch auf der
doch wohl sicher attischen Vase, welche sie mit der Weinlese beschäftigt darstellt27.
Ich gestehe, dafs ich mir auch jenes wundervolle Bild nirgends lieber entstanden
denke denn in der Heimat des Satyrdramas, als das Werk eines würdigen Vor-
gängers der Duris und Brygos. Wie frühzeitig sich auch die attische Kunst dieses
Gebietes bemächtigt hatte, das zeigt der Thiasos auf der Frangoisvase und anderen
Gefäfsen. Aber wir besitzen noch ein viel wichtigeres Denkmal, welches den iiber-
raschenden Beweis erbringt, dafs in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts
bereits die obscönen Satyrreigen sogar in Tempelsculpturen dargestellt wurden:
den Rest eines Borosgiebelreliefs, welcher auf Tafel II dieses Jahrganges der
Athenischen Mittheilungen veröffentlicht wird.

Athen, April 1886.

Franz Studniczka.

26) Es sind Monum. dell' Inst. II T. 38, 8 Zeichen:
1 Adler; VI T. 33, 5:0; X T. 4—5, 7:0; Monum.
Annali Bullet. 1855 T. 20, 3:1 (Vorderteil allein
sichtbar); Annali 1862 t. B, 2:1; 1864 t. OP,
1:0; 1866 t. Q, 1:0; Timonidasvase (Klein,

Meistersignaturen S. 15, 2), 1:0; Urlichs, Bei-
trage T. 8, 3:0; Furtwängler, Berliner Vasen,
Pinax Nr. 840, 1:0; Nr. 848, 2:0; Napf Nr. 967,
I : 1 («fliegencler Vogel»); Aryballos Nr. 1055,
1: 1 (ebenso); 1057,3:0; 1066,3:0; 1074, 1:0;
’Ecprjp. dpy. 1885 T. 7, 1:0; Athen, Collignon
Nr. 193, 6:0 (zahlreiche fliegende Vögel als Füll-
figuren); 192, 1 : 1 (nur die rückwärtige Hälfte
sichtbar). Für sicher korinthisch halte ich auch

Gerhard Auserl. Vasenb. III T. 220 (Heydemann
Museo Nazionale Nr. 683), 2:0. In vier von
diesen Fällen (Annali 1862, Berlin Nr. 967, 1055,
Athen Nr. 192) ersclieint der Adler in dem
traditionellen Zweikampfschema, ebenso wie auf
dem Teller von Kamiros und der rhodischen
Schale Journal of hellen. stud. 1884 pl. 43. Es
scheint mir nicht ausgesclrlossen, dafs diese und
andere Einzelheiten auf korinthisclren und son-
stigen Bildwerken auf chalkidische Ivunsttradition
zurückgehen, welche ohne Zweifel in hohes Al-
tertum hinaufreichte.

2r) Gerhard, Auserl. Vasenb. I T. 17. Toll genug
geberden sich auch die Satyrn ebenda III T. 185.
 
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