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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

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Kroker, Ernst: Die Dipylonvasen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0111

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Kroker, Die Dipylonvasen.

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Gefäfses; am Halse ein Mann zwischen zwei Pferden, darunter Verfolgung eines
Hasen durch laufende Hunde.

P. Hauptdarstellung: ftinf Paare von Zwcikämpfern; am Halse des Ge-
fäfses zwei Paare von Zweikämpfern; auf der Schulter beiderseits ein Zweigespann
und ein Reiter. Einzelheiten mit gelbrötlicher Deckfarbe. In Berlin. Furtwängler
»Berl. Vasenkat.« n. 56, S. iof.

Verzierungen ähnlichen Inhalts und ähnlichen Stils zeigen einige goldene
Schmucksachen (Bänder und Streifen), welche in Attika selbst und in den Nachbar-
landschaften gefunden worden sind. Ihre Darstellungen sind offenbar den bei den
Vasenmalern gebräuchlichen entlehnt. —

Die Dipylonvasen nehmen auch jetzt noch unter den Resten der älteren
griechischen Kunst eine eigentümliche Stellung ein; eine interessante Stellung nicht
am wenigsten dadurch, dafs ihre kunstgeschichtliche Einordnung so lange Zeit
geschwankt hat. Anfangs für sehr alt gehalten4, werden diese Gefäfse jetzt unter
die Erzeugnisse einer verhältnismäfsig späten Entwicklung gerechnet5; friiher als
Produkte attischer Kunst angesehen, werden sie neuerdings dem kleinasiatischen
Festlande oder einer Insel des südlichen ägäischen Meeres zugewiesen6. Neben
den ächt und eigentümlich hellenischen Zügen zeigen sie einerseits Zusammenhang
mit den sogenannten geometrischen Vasen, andererseits in Einzelheiten orientalischen
Einflufs. Aus den Gräbern, in denen sie gefunden wurden, kamen orientalische Smalt-
gegenstände zu Tage, aber im allgemeinen war das national Griechische (die
bemalten Vasen) das vorherrschende7. Doch auch in den ächt griechischen Dar-
stellungen zeigen sich auffällige Verschiedenheiten: einerseits homerische Elemente,
wie es scheint, so die Vcrhtillung des Toten (B), der Reigentanz (K), die Wagen-
züge aus Anlafs einer Beerdigung (A— E)8; andererseits nachhomerische Sitten
und Gebräuche, so die Viergespanne9, die Pyrrhiche und das Hyporchem (/); das
eigentümlichste aber sind — wenn der Ausdruck gestattet ist — aira? sipvjpiva der
Kunst, Darstellungen, welche weder vorher zu finden sind noch nachher in dieser
Art wiederkehren: so der Schiffskampf mit den niederbordigen, schlanken, stachel-
bewehrten Schlachtschiffen (L — (//)) und vor allem die nackten klagenden Weiber
bei einer Totenbestattung (A — C).

DIE NACKTEN WEIBER AUF DEN DIPYLONVASEN.

Von den nackten klagenden Weibern auf den Bestattungsvasen mufs jede
geschiclitliche Untersuchung über den Ursprung und die Stellung cler Dipylongefäfse
ausgehen. Nackte Frauen finden sich in anderen Scenen auf den Dipylonvasen

4) Vgl. z. B. Overbeck »Gesch. d. gr. Plastik« I3

S. 47. Schwankend ist bereits das Urteil von

Woermann »Die Malerei des Alterthums« S. 70;

Blümner »Das Kunstgewerbe irn Altertum« I

S. 48 (Wissen der Gegenwart).

fl) Furtwängler A. Z. 1885 Sp. 139

5) Helbig »Das homerische Epos aus den Denk-
mälern erläutert« S. 56 ff.

°) Helbig a. a. O. S. 55-

7) Helbig a. a. O.

8) Helbig a. a. O. S. 55-

und Helbig a. a. O. S. 91 f. Anm. 4.
 
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