Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

DOI Artikel:
Schwabe, Ludwig: Wagenlenker: Bronze in Tübingen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0179

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Schwabe, Wagenlenker. 165

nisse gleichfalls vermifst wurde (vgl. VValz a. O. S. 76)7. Auch in den noch bei der
Universität tiber die Schenkung vorhandenen Akten und in den Tux’schen Papieren

den mit Schale uncl Krug dar; s. Friederichs,
kleinere Kunst und Industrie im Altertum S. 453-

c) »Tänzer«: eine nackte lang gestreckte,
ganz hagere männliche Geslalt, fast nur Haut,
Muskeln und Knochen, auch im ganz eingefalle-
nen Gesicht. Höhe: 0,172 m. Sie steht auf dem
1. Bein, das r. ist vom Boden gehoben und im
Knie nach hinten gekrümmt, der Oberkörper
biegt sich rückwärts und dreht sich zugleich nach
rechts. Der 1. Arm geht nach oben und vorn
in die Höhe (die Fingerspitzen der 1. Hand
fehlen), der r. nach unten und hinten abwärts,
der Daumen und Zeigefinger hatte etwas (nicht
mehr bestimmbares) gefasst, wovon noch eine
kleine Spur vorhanden ist. Sehr beachtenswert,
wenn wirklich antik. Abgebildet zu dem ange-
führten Aufsatz von Walz in den Jahrbb. d. Ver.
d. Altertumsfr. im Rheinl. 10 (1847), Taf. 1. S. da-
zu Welcker ebenda S. 76, der die tanzenden
Skelette vergleicht. Darüber s. Olfers, Abh. der
Berl. Akad. d. Wiss. 1830, und G. Treu, de
ossium humcinorum larvarumque apud antiqtios
imaginibus (Gött. 1874) p. 37.

d) Nackter bärtiger ithyphallischer Mann, be-
kränzt, aus einem Gufsstück durch grobe Nach-
hilfe mit der Feile und durch Umbiegen z. B.
der Arme hergestellt, deren rechter sich in die
Lende stemmt, deren linker im Ellenbogen stark
gekrümmt sich dem Kopfe nähert. Ganz rohe,
stillose Arbeit. Höhe: 0,139 m. Erinnert z. B.
an Bildwerke des Judenburger Wagens, s. Mitteil.
des histor. Vereins v. Steiermark 3, 67 T. 3—6.

[e) Landmann, vorgebeugt rasch gehend, in der
R. einen unter der Hand abgebrochenen Stab, in
der L. einen Korb mit Frtichten tragencl. Höhe:
0,135 m- Modern. — f—i) vier gleichfalls moderne
weibliche Statuetten: f) hoch 0,145 m> stehend,
nackt bis unter clie Brüste, in der gesenkten R.
eine kleine flache Schale, in der gehobenen L.
ein Tuch (?); g) hoch 0,132 m, stehend, ganz
bekleidet, clie R. vorgestreckt, die L. auf
die Brust gestemmt, Kopf fehlt; h) und i)
sincl die von Tux so geliebten und gelobten
»Dianen« oder »Nymphen« (s. S. 166 und Walz
a. a. O. S. 71)1 der Künstler, denn beide scheinen
von einer Hand zu sein, hat wohl Venus-Bilder
liefern wollen. Beide sitzen ganz nackt auf einem
Baumstumpf, woriiber das Gewand gelegt ist: h
(hoch 0,175 m) wäscht sich aus einer Schale den

linken über das r. Knie gelegten Fufs; i (hoch
0,137 m) kämmt sich.]

7) Bei anderen Gegenständen waren in jenern jetzt
vermifsten Kataloge die Fundorte angegeben:
z. B. hiefs es öfter »aus Rom«, einmal »aus der
aufgegrabenen Stadt Pompeji nicht weit von
Neapel, selbst abgelangt 1771«. Dann waren
auch wiirttembergische Fundstätten Cannstatt,
Zatzenhausen, Darmsheim, und endlich eine
schweizerische, Augst bei Basel (Augusta Raura-
corum) genannt; vgl. Grüneisen a. O. S. 79- Diese
Angaben Grüneisen’s werden fast sämtlich be-
stätigt durch den Entwurf eines Verzeichnisses
der »Antiquitäten aus Häfner- und Glas-Arbeit«,
welcher sich noch unter den Tuxischen Papieren
findet. Bei fiinf Nummern wircl als Fundort dort
angegeben »zu Zatzenhausen bei Cannstatt in
Württemberg auf dem Felde gefunden 1760«.
Ausdrücklich mag, obwohl sclron Walz a. O. S. 76
darüber ganz richtig geurteilt hat, auch hier an-
geführt sein, dafs A. Pauly in den neuen Jahrbb.
f. Plrilol. u. Pädag. Suppl.-Bd. 2 (1833), 214 mit
den Worten: »ein merkwürdiges Bronzebild des
Jupiter, im hieratischen Stil, kam nach Tübingen,
wo es lange unbeachtet blieb« zwar offenbar un-
seren Wagenlenker meint, aber für seine dortige
Angabe, dafs derselbe bei Köngen am Neckar 1783
gefunden worden sei, durchaus keinen Grund an-
zuführen weifs. Ich füge hinzu, dafs in dem aus-
führlichen und sehr in’s einzelne gehenden Be-
richt vom 30. Dez. 17§4) den der Leiter der in
Köngen 1783 und 1784 unternommenen Ausgra-
bungen, Oberamtmann Roser, dem Herzog er-
stattet hat (in Abschrift auf cler hiesigen Univ.-
Bibliothek vorhanden), sich keine Statuette ver-
zeichnet fmclet, welche sich auch nur von fern auf
unseren Wagenlenker deuten liefse. Auch kann
nicht etwa der irn Roser’schen Bericht Bl. 25a
genannte bronzene »Jupiter, Zoll hoch, in
der einen Hand hält er fulmen, in der andern
sceptrum, auch trägt er pallium, der 1. Vorfufs
samt dem Piedestal aber fehlen daran« (vgl.
auch noch das Inventarium von 1794, ab-
gedr. in d. Württemb. Jahrbüchern 1837 S. 405)
in clen Besitz von Tux gelangt und mit dem oben
Anm. 6, a erwähnten Juppiter identisch sein, und
etwa so die falsche Angabe Pauly’s ihre Erklä-
rung finden.

13*
 
Annotationen