Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

DOI Artikel:
Milchhöfer, Arthur: Die mittleren Südmetopen des Parthenon
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0231

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Milchhoefer, Südmetopen des Parthenon. 21 5

Es darf als natürlichste Voraussetzung, ja fast als Forderung gelten, dafs
unsere 8 Metopen demselben mythischen Stoffe angehören3. Dies wird noch wahr-
scheinlicher durch die fühlbare Unselbständigkeit einzelner Metopenbilder, die sich
theils in dem Mangel an Handlung, theils in der Einseitigkeit der Motive ausspricht.
Während in den meisten Kentaurenreliefs Abrundung und ein gewisses Gleichge-
wicht der gegen einander wirkenden Bewegungen zu beobachten ist, wird hier der
Blick offenbar mit künstlerischer Absicht hinausgelenkt4.

Daneben und im Zusammenhange damit nehmen wir, — um zunächst noch
beim rein Formalen zu bleiben, — unverkennbare Ztige von Responsion wahr. Das
nachfolgende Schema, welches ich ohne Begründung hersetzen darf, kann indefs
ebensowohl dem ktinstlerischen Tact wie bewufster Absicht entsprungen sein:

XIII. XIV. XV. XVI. XVII. XVIII. XIX. XX.

i. 2. 3. 4. 5- 6. 7. 8.

Aufserdem correspondirt aber die 5. Metope (XVII.) auch auffallend mit der 8. (XX.)
und verkettet damit die beiden Gruppen.

Den Mittelpunkt der ersten Gruppe bildet ein Gespann (Met. XV), umgeben
von je einer Metope mit bewegteren (XIV, XVI) und mit ruhigeren Figuren (XIII,
XVII). Auf den drei tibrigen Metopen zur Rechten (XVIII. XIX. XX) ragt in der mitt-
leren eine Frauengestalt hervor, deren heroinenhafte Gröfse und Haltung (es ist cler
Gestus trtiben Sinnens, in der Kunst bekannt an Penelope, Sterope, Medea, »Thus-
nelda«, Kanake u. s. w.) sie bestimmt genug vor den Anderen auszeichnet.

Ehe eine Deutung der Situation gegeben wird, mufs ich noch der Attribute
und einiger Motive Erwähnung thun, welche aus sich selbst, auch ohne Unterlegung
eines bestimmten Mythos, richtiger zu erklären sind als bisher geschehen ist.

Auf Metope XIV, XVII, XX bemerken wir verschiedene von den weib-
lichen Figuren getragene Gegenstände. Es liegt durchaus keine Veranlassung vor,
darin etwas Anderes zu erkennen, als wir sonst in den Händen von Mädchen zu
sehen gewohnt sind: Körbchen und Kranz (oder Pyxis und Deckel?) auf Met. XIV;
eine kleine Eade am Rande links auf XX und Gewandstücke oder Ahnliches bei
der Figur zur Rechten Met. XVII und zur Linken Met. XX. Das Object in der
Rechten des zweiten Mädchens auf clerselben Metope (Plektron?) ist gewifs vom
Zeichner verkannt worden.

Die bisherigen Erklärungsversuche haben der »Kampfscene« auf Metope XVI
besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aber ist sie das wirklich? Sehr ungewöhn-
lich wäre doch schon die Lage des Gefallenen, welcher mit starker Drehung cles
Hauptes nicht zum Gegner, sondern nach der anderen Seite emporblickt5. Eben
dahin, nicht auf sein Opfer, schaut auch der »Sieger«, welcher obendrein wie er-

3) Vgl. Petersen’s in der vorigen Anm. ausgeschrie- auf Taf. 4 bei Mickaelis, mit dessen schlagender

bene Worte. Deutung aus der Iliupersis.

4) Vgl. die Nordmetopen, namentliclr XXIV. XXV 5) Man vergleiche im Gegensatz dazu die Haltung

Unterliegender auf den anderen Parthenonmetopen.
 
Annotationen