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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 1.1886

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Milchhöfer, Arthur: Die mittleren Südmetopen des Parthenon
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https://doi.org/10.11588/diglit.29675#0232

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216 Milchhoefer, Südmetopen des Parthenon.

schreckt zurückprallt. In Wirklichkeit bildet er das unverkennbare Gegenstück zu
dem Jüngling der XIV. Metope, dessen heftige Bewegung auch das Mädchen theilt6.
Die ersten Spuren von starrem Schreck und von Verwirrung lassen sich sehr wohl
auch auf Metope XIII erkennen7. Offenbar lag dem Künstler daran, Bewegung
und Ruhe möglichst zu vertheilen. Deshalb zeigt auch Metope XVII in der weib-
lichen Figur noch vollkommene Unbefangenheit, bei dem Jünglinge erst eine unwill-
kürliche Wendung8. Auf Met. XVIII wieder eilige Flucht zu dem zweiten, ruhigen
Mittelpunkt; nur eine kleine weibliche Figur, ein Ivind, ist sich der Gefahr noch
nicht bewufst. Diese Gefahr kommt somit entweder von unsichtbarer Stelle oder
von dem Gespanne (Met. XV) her, um welches sich in der That die Bewegung nach
rechts und links wellenartig fortpflanzt.

Ich erkenne in unseren Metopen die Darstellung eines göttlichen Gerichtes,
mit welcher Phidias auch den Zeusthron zu Olympia schmückte, die Tödtung der
Niobiden. Bestrafung der ußpt? ist der Gedanke, welche sie zu dieser Stelle, in-
mitten der Kentaurenmetopen, berechtigte9.

Die Gottheiten erschienen, wie ich jetzt annehme, selber auf ihrem Ge-
spanne (Met. XV), inmitten der blühenden Jugend 10. Die Mutter darf nicht fehlen;
wir erblicken sie in der Heroine auf Metope XIX (s. oben). Noch herrscht hier,
gegen den Endpunkt der Handlung, Ruhe. Aber die Entdeckung des Unheils,
welches Niobe zu ahnen scheint, steht unmittelbar bevor.

Ich halte es fiir unnöthig, zum Belege jüngere Niobidendarstellungen her-
anzuziehen, wiewohl sich mehrere Vergleiche im Einzelnen anstellen liefsen.

Als nächststehende Denkmäler für diesen Mythos bieten sich uns einige (zu-
letzt von Heydemann, Berichte d. sächs. Ges. 1875 S. 205 fg.) behandelte Vasenbilder.
Indefs geniigt es auch hier11 auf dasjenige Gefäfs zu verweisen, welches unter den
Niobidenvasen in jeder Beziehung die erste Stelle einnimmt, auf die Vulcenter
Schale des Britischen Museums12.

6) Als Analogien für dieses Motiv bieten sich na-
mentlich. die vor den Gespannen zuriickweichen-
den Jiinglinge des Partlrenonfrieses (Michaelis
Taf. 9,27; 12,47 und 58); aber aucli der unter-
liegende Poseidon im Westgiebel.

7) Dies hat schon Rofsbach a. a. O. ausgeführt,
welcher insofern mit Recht Metope XXI, die
Frauen vor dem Götterbilde aus der Kentauro-
machie, verglich. Gerade die letztere erweist
eine starke, offenbar auf tektonischen und stili-
stischen Rücksichten beruhende Mäfsigung des
Pathos.

8) Es rnufs indefs dahin gestellt bleiben, wie weit

etwa die Motive durch die Hand des Zeichners

abgeschwächt sind. — Übrigens entscheidet der

letzterwähnte Jüngling rneines Erachtens gegen

Rofsbach ftir die Männlichkeit der Figur rechts
auf der correspondirenden Metope XIII.

9) Vgl. Petersen S. 356. Overbeck, Gesch. d. Plast.
I3 S. 260. Die Reliefs an den Lehnen des Zeus-
thrones »predigen den Satz, dafs der Menscli
sich gegen die Gottlreit nicht überheben solle «.

10) Vgl. den Fries von Phigalia und die Niobiden-
vase in Ruvo (Stark, Niobe Taf. II). Der Zeich-
ner wird die zweite Figur auf dem Reliefgrunde
nicht melir erkannt haben. Von dem Gedanken
an einen Niobiden, der seine Rosse tummelt,
bin ich zuriickgekehrt, nachdem rnich auch Furt-
wängler in der ersten Voraussetzung bestärkt hat.

n) Doch vgl. auch den Jtingling vor Apolls Ge-
spann auf der Amphora zu Ruvo (Stark a. a. O.
Taf. II) mit demjenigen unserer Metope XVI,
rechts.

I2) Heydemann a. a. O. Taf. III a — c. Die nach
einer Pause gegebene Abbildung ist wohl etwas
zu flau. Gewifs der Erfindung nach, wahrschein-
 
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