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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

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Heft 1
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Hiller von Gaertringen, Friedrich: Die Zeitbestimmung der rhodischen Künstlerinschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0033
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DIE ZEITBESTIMMUNG DER RHODISCHEN
KÜNSTLERINSCHRIFTEN
Um das Alter der Künstler zu bestimmen, die in der hellenistischen Zeit
auf Rhodos thätig waren, müssen wir uns fast ausschliefslich an ihre Inschriften
halten. Denn die Urteile, welche auf den Stil und die kunstgeschichtliche Stellung
der wenigen erhaltenen Werke begründet wurden, weichen — wenn wir auch nur
die hervorragendsten Kenner auf diesem Gebiete berücksichtigen, so stark von ein-
ander ab, dafs eine Einigung der Gegensätze kaum möglich und eine Entscheidung
für den, der der eigentlichen Kunstgeschichte ferner steht, gänzlich ausgeschlossen
erscheint. Unter diesen Umständen ist es die Aufgabe des Epigraphikers, das vor-
handene inschriftliche Material soweit zu ordnen und zu bestimmen, dafs die Kunst-
geschichte ihrerseits die sich daraus ergebenden Folgerungen ziehen kann. Dies
ist schon mehrfach versucht, und mufs nach jeder Bereicherung des zugänglichen
inschriftlichen Stoffes, wie sie immer wieder und wieder zu erhoffen ist, von neuem
mit zunehmender Aussicht auf Erfolg versucht werden. Den Grundstock an rho-
dischen Künstlerinschriften danken wir zwei Reisen von Ludwig Rofs in den Jahren
1843 und 1844, dem es namentlich glückte, als erster moderner Forscher die Akro-
polis von Lindos zu betreten. Eine gröfsere Anzahl stadtrhodischer Inschriften
brachte uns der Aufenthalt Foucarts in den sechziger Jahren. Die erste systematische
Erforschung ging jedoch von Emanuel Löwy aus, der 1882 Rhodos und Lindos
besuchte und den Schriftcharakter der dortigen Künstlerinschriften der allgemeinen
Forschung durch seine mit gröfster Sorgfalt ausgeführten Faksimiles zugänglich
machte. Er ordnete die Inschriften nach den Schriftformen, und seine relative
Chronologie der einzelnen Künstler dürfte in allem wesentlichen bestehen bleiben;
die Gruppen, die er von einander gesondert, werden sich nur immer schärfer
von einander abheben. Für die absolute Zeitbestimmung hat Löwy einige An-
knüpfungen an anderweitig festgelegte Thatsachen geltend gemacht, die alle auf die
ältere Zeit, das dritte Jahrhundert gehen, und allgemeine geschichtliche Gesichts-
punkte aufgestellt, welche ohne Zweifel für die Entwicklung der rhodischen Kunst
von Bedeutung waren, wenn auch nicht in dem Umfange wie er es annahm. Löwy
kam zu dem Schlüsse, dafs die Kunstblüte von Rhodos mit dem neuen Aufschwünge
begann, der dem vernichtenden Erdbeben von 222 nachfolgte, und mit der Schlacht
von Pydna (168) endete, der zu Folge Rhodos die meisten seiner kleinasiatischen
Besitzungen verlor und den gröfsten Teil seines Handels an den neuerrichteten Frei-
hafen von Delos abgeben mufste'.

]) Litteratur: Rofs, Archäologische Aufsätze II,
S. 584 ff. (Lindos) und Inscr. Graecae ineditae III,
S. 279 (Rhodos); Foucart, Inscriptio?is inediUs

de l’ile de Rhodes (.Extrait de la Revtie Archeolo-
gique 1865 —1867); Löwy, Arch.-epigraph. Mitt.
aus Österreich, VII 1883, S. 107 ff., und Inschriften
 
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