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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 9.1894

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Heft 4
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Foerster, Richard: Der Praxiteles des Choricius
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https://doi.org/10.11588/diglit.38777#0180
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DER PRAXITELES DES CHORICIUS
Neben Byzanz, Athen, Alexandria und Antiochia ragt zur Zeit des unter-
gehenden Heidentums unter den Städten der Osthälfte des Reiches auf dem Ge-
biete des geistigen Lebens keine so hervor wie Gaza. Hier hatte unter der Re-
gierung des Kaisers Zenon und seiner Nachfolger bis auf Justinian neben Rhetorik,
Grammatik, Philosophie und Naturwissenschaft besonders die epideiktische Bered-
samkeit und die anakreontische Poesie an Männern wie Zosimus, Aeneas, Timo-
theus, Prokop, Choricius und Joannes gefeierte Vertreter. Da die Stadt aber auch
eine zahllose Menge von Kunstwerken besafs 1, fand durch diese nicht nur die Rich-
tung auf Beschreibung reiche Nahrung, sondern wurde auch der Sinn für bildende
Kunst geweckt und belebt. Für ersteres genügt eine Verweisung auf die metrische
εκφρασις του κοσμικού πίνακος des Joannes von Gaza und noch mehr auf die zwei
prosaischen εκφράσεις ωρολογίου und είκόνος έν τη πόλει των Γαζαίων κείμενης, welche
ohne Anhalt an der Überlieferung seit A. Mai dem Choricius zugeschrieben werden,
mit gröfserer Wahrscheinlichkeit aber dem Prokop angehören2. Für das zweite
liefern die Schriften desjenigen Gazäers den Beweis, welcher zwar einseitig, näm-
lich nur als Redner, tätig gewesen ist, als solcher aber durch Gedankenfülle wie
Zierlichkeit des Ausdrucks unter seinen Landsleuten das gröfste Ansehen erlangt
hat — des Choricius. Er kannte gewifs sein Publikum, wenn er nur wenige
seiner Reden3 ohne eine Beziehung auf die bildende Kunst oder auf ein einzelnes
Erzeugnis derselben liefs4. Bald erwähnt er Gemälde als von ihm gesehen, wie
den Nil p. 118, 8 ed. Boiss., Apoll und Daphne p. 198, 3 B., Dionysos Epithal. I,
20, 11 ed. Vratisl. 1891, bald gefällt er sich in mehr oder weniger ausgeführter Schil-
derung fingirter Werke, wie der Figur der Rhetorik p. 6, 3 B. sq., der Tyrannis
p. 215, 9 sq., des Tyrannenmörders p. 75, 15 sq., der Geliebten Epithal. I, 20, 20 F.

’) Für den Reichtum an Bau- und Bildwerken unter
Kaiser Arcadius zeugt die folgende Stelle des
Marcus Diaconus in der vita Porphyrii episcopi
Gazensis § 64 p. 199, 22 ed. Haupt ήσαν δέ έν
τη πόλει ναο'ι ειδώλων δημόσιοι οκτώ, τοΰ τε
'Ηλιου ναι τής Αφροδίτης και τοΰ Απόλλωνος και
τής Κόρης και τής Εκάτης και τό λεγόμενον
'Πρωον και τό τής Τύχης τής πόλεως, 8 έκάλουν
Τυχαΐον, και τό Μαρνεΐον, 8 έλεγον είναι τοΰ
Κρηταγενοΰς Διός, ο ένόμιζον είναι ένδοξότερον
πάντων των Ιερών των άπανταχοΰ. ήσ αν δέ και
άλλα πλεΐοτα είδωλα έν ταϊς οίκίαις καί έν ταΐς
κώρ-αις, άτινα ούδείς ήδύνατο καθυποβολεΐν άριθμψ·
οΐ γάρ δαίμονες δραςάμενοι τής προαιρέσεως των
Γαζαίων, ώς είσίν εύμετάγωγοι, έπλήρωσαν τής
πλάνης πάσαν αυτών την πόλιν καί περιοικίδα.
Über eine Statue der Aphrodite vgl. ebend.
§ 59 P· I97> 29 sq.
2) Vgl. Kirsten, Quaestiones Choricianae, Breslauer
philol. Abhandlungen Bd. VII Heft 2 S. 58 sq.
Jahrbuch dos archäologischen Instituts IX.

3) So aus leicht erklärlichen Gründen den Epitaphios
auf Maria, den Priamos, die Lyder und den Mil-
tiades. Aber selbst im Patroklos — dafs dieser
dem Choricius, nicht dem Libanius angehört,
wird durch eine im Madrider Codex erhaltene
und von mir demnächst im »Philologus« ver-
öffentlichte οιάλεξις (Unterredung mit den Hörern,
Vor- oder Zwischenrede), eine dem Libanius
fremde Redegattung, aufser Zweifel gestellt ·—,
und im Polydamas finden sich Stellen, wie καν
έν γραφή ταΰτα θεάση, χαλεπώς φέρεις την θέαν
ρ. 277) x3 e<i· Boiss. und ΰπογράψωμεν ούν ήμϊν
—την εικόνα τοΰ πράγματος (Hermes XVII, 217,
28). Unberücksichtigt lasse ich hier die Stücke
bei Boissonade p. 129—197, weil sie nicht von
Choricius, sondern von Prokop oder, wie die
μ.ονωδία, von Nicepliorus Basilaca herrühren.
4) Vgl. p. 17, 1 und 4; 80, 8 sq.; 83, 16; 91, 3;
277, 13 ed. Boiss.; p. 79, n und 215, 1 ed.
Graux (Rev. de philol. I); Rhein. Mus. XLIX, 491.
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